piwik no script img

reisen in die zivilgesellschaft

31. August – 8. September 2024

Polen/Schlesien

  • Wroclaw/Breslau – Swidnica/Schweidnitz – Krzyzowa/Kreisau – Wałbrzych/Waldenburg – Opole/Oppeln – Katowice/Kattowitz
  • 1.690 € (DZ/HP/ohne Anreise)
  • Veranstalter Ventus Reisen

mit Gabriele Lesser, taz-Korrepondentin in Polen

Die Schlesien-Reise führt Sie von Breslau zu geschichtsträchtigen Orten in Nieder- und Oberschlesien. Sie übernachten in Breslau und in Oppeln und erkunden andere Orte per Bus und Bahn, u. a. Kattowitz, das Zentrum der oberschlesischen Industrieregion. Bei der Beschäftigung mit der Geschichte der Region und ihren vielfältigen Umbrüchen kommt auch die jüdische Geschichte in Schlesien zur Sprache sowie die aktuelle Debatte über die Identität der Schlesier.

Programm

Hier finden Sie das Programm der Reise.

1. Tag

  • Individuelle Anreise

  • Treffpunkt: 17 Uhr im Hotel Art in Wroclaw/Breslau

  • Erster Stadtrundgang zur Orientierung

  • Abendessen und Einführung ins Programm durch die Reiseleiterin

2. Tag

  • Stadtrundgang in der Altstadt, zur Dominsel, der Jahrhunderthalle usw.

  • individuelles Mittagessen/Snack

  • Gespräch mit einem Aktivisten der Umweltkoalition Ratujmy Rzeki (Retten wir die Flüsse) zur aktuellen Situation der Oder nach der Umweltkatastrophe 2022

  • Zeit für individuellen Stadtbummel

  • gemeinsames Abendessen

3. Tag

  • Treffen mit Bente Kahan zum Wiederaufbau der Synagoge zum Weißen Storch und der Mikwe. Gespräch über jüdisches (Kultur-)Leben in Breslau

  • Besuch des Alten Jüdischen Friedhofs

  • gemeinsames Mittagessen in einem Restaurant

  • Treffen mit den Fraueninitiativen “Strajk Kobiet“ (Frauenstreik) und "Mütter an der Grenze"

  • danach Zeit für individuellen Stadtbummel / Abendessen individuell

4. Tag

  • Gespräch mit Prof. Krzysztof Ruchniewicz im Willy-Brandt-Zentrum der Breslauer Universität zu seinen Aufgaben als Regierungsbeauftragter für gute deutsch-polnische Beziehungen

  • Besuch des Stadtmuseums in Breslau - zur Geschichte der Stadt ab 1945

  • gemeinsames Mittagessen in einem Restaurant

  • anschließend Zeit für individuelle Entdeckungen in Breslau, Museumsbesuche und Ähnliches: die Reiseleiterin gibt Tips und berät Sie (z. B. Afrikarium, Jahrhunderthalle, Hydropolis Wasser-Wissenszentrum, Architekturmuseum)/ Abendessen individuell

5. Tag

  • Ausflug mit Mietbus über Schweidnitz und Kreisau bis Waldenburg zum Schloss Fürstenstein und zurück nach Breslau

  • Besichtigung der Friedenskirche in Swidnica/Schweidnitz (die größte Fachwerkkirche Europas, UNESCO-Weltkulturerbe)

  • Besuch der Ausstellung zum deutschen Widerstand in der Nazi-Zeit in Krzyzowa/Kreisau, und Gespräch über die Bedeutung des Ortes heute (dt.-poln. Jugendbegegnungen)

  • Führung im "Komplex Riese" durch einen unterirdischen Stollen im Eulengebirge, der Teil eines gigantischen Nazi-Geheimprojekts im 2. Weltkrieg war

  • In Wałbrzych/Waldenburg Führung durch Schloss Fürstenstein, das größte Schloss Niederschlesiens

  • Rückfahrt nach Breslau, dort gemeinsames Abendessen

6. Tag

  • Auschecken vom Hotel in Breslau und Fahrt im Mietbus nach Opole/Oppeln

  • Einchecken im Hotel in Oppeln, in dem wir die weiteren Tage übernachten

  • Spaziergang in der Altstadt – mit einem gemeinsamen Mittagessen in einem Restaurant

  • Besuch im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen

  • Treffen mit Rafal Bartek, dem Vorsitzenden des Verbandes der deutschen Minderheit Polens

  • danach Zeit für individuellen Stadtbummel / Abendessen individuell

7. Tag

  • Zugfahrt von Oppeln nach Katowice/Kattowitz (und abends zurück)

  • Besuch der historischen Ausstellung im Schlesischen Museum

  • gemeinsames Mittagessen m Bistro des Museums;

  • Rundfahrt mit der ELKA-Seilbahn über den Schlesischen Park vom "Wesole Miasteczko – Vergnüngspark/Kirmes" bis zum "Stadion Śląski - Schlesischen Stadion" im Vorort Chorzow

  • am Nachmittag gemeinsame Rückfahrt mit dem Zug nach Oppeln und dort Freizeit für individuelle Stadtspaziergänge

    oder individuelles Programm in Kattowitz (die Stadt ist u.a. berühmt für ihr Radio-Orchester, das als bestes Symphonie-Orchester in ganz Polen gilt)

  • Abendessen individuell

8. Tag

  • Fahrt im Mietbus von Oppeln nach Katowice/Kattowitz (und zurück)

  • Treffen mit einem Zeitzeugen des Minenarbeiter-Streiks von 1981 im "Schlesischen Zentrum für Freiheit und Solidarität" (Muzeum Izba Pamięci Kopalni) im ehemaligen Kohlebergwerk ,,Wujek"; er berichtet über die blutige Niederschlagung des Streiks.

  • Stadtrundfahrt in Begleitung eines Stadtführers durch Kattowitz, dem Zentrum der Industrieregion Oberschlesien, mit Besuch der Bergarbeitersiedlung Nikiszowiec (ehem. Nikisch-Schacht)

  • Mittagspause mit Gelegenheit zu Mittagessen (optional)

  • danach Rückfahrt im Mietbus nach Oppeln

  • dort Treffen mit Prof. Jerzy Gorzelik zum Thema „Schlesische Identität“: zur Entwicklung der „Bewegung für die Autonomie Schlesiens" (RAS)

  • am Abend ein Abschieds-Essen im Hotel-Restaurant DeSilva

9. Tag

  • Individuelle Abreise nach dem Frühstück. Wer will, kann seinen Aufenthalt in Polen natürlich gerne verlängern.

Falls Sie mit der Bahn angereist sind, können Sie mit dem Zug von Oppeln nach Breslau zurückfahren (regelmäßige Verbindung, ca. 40 Min.)

Umstellungen und Änderungen im Detail sind möglich. Stand: 30. Januar 2024

Schlesien lässt niemanden kalt: während die einen vom Hirschberger Tal in Niederschlesien, seinen vielen Schlössern, Parks und Gärten schwärmen, steigt anderen die Galle hoch, wenn sie an die Geschichte vor allem Oberschlesiens denken – "Plebiszit", "Aufstände", "Teilung", "Flucht" und "Vertreibung".

Hier fing am 1. September 1939 mit dem fingierten Überfall auf den Sender Gleiwitz der Zweite Weltkrieg an, auch wenn Hitler "ab 4:45 Uhr" an ganz anderer Stelle "zurückschießen" ließ – in der Kleinstadt Wielun in Zentralpolen und auf der Westerplatte mit seinem polnischen Munitionsdepot in Danzig.

Unsere taz-Reise in die Zivilgesellschaft Schlesiens beginnt in der polnischen Metropole Breslau, das sich gerne als "Stadt der Begegnung" oder auch "WrocLove" bezeichnet, und führt bis nach Kattowitz, dem Zentrum des oberschlesischen Kohlereviers.

Doch auch hier heißt die Devise längst schon: "Raus aus der Kohle". Der Strukturwandel ist überall im Gange. Mittelfristig soll aus der von Bergbau und Schwerindustrie zerklüfteten Region eine grüne und von Seen durchzogene Landschaft werden.

Für eine bessere Lebensqualität engagieren sich schon heute viele Menschen in Ober- und Niederschlesien. Einige von ihnen treffen wir auf der taz-Reise in die Zivilgesellschaft zum Gespräch.

Im niederschlesischen Breslau wird uns ein Umweltschutz-Aktivist berichten, wie es 2022 zum massenhaften Fischsterben in der Oder kommen konnte und warum die Ursachen für die Ökokatastrophe bis heute nicht beseitigt wurden. Eine kleine Oder-Rundfahrt rundet das Bild ab.

Die Friedeskirche in Schweidnitz Foto: Thomas Hartmann

Während unseres Aufenthalts in Breslau treffen wir auch Aktivistinnen des "Frauenstreiks" (Strajk Kobiet), der größten polnischen Frauenorganisation, die durch die "Schwarzen Märsche" gegen die Verschärfung des ohnehin rigiden Abtreibungsrechts in Polen bekannt wurde. Das fast totale Abtreibungsverbot, das vom polnischen Verfassungsgericht durchgesetzt wurde, hatte bereits mehrere Todesfälle von Schwangeren zur Folge, da Ärzte ihnen aus Angst vor Strafe nicht helfen wollten.

Beim Besuch der Synagoge "Zum weißen Storch" und der Bente-Kahan-Stiftung werden wir mehr erfahren über Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens im einst deutschen Breslau und dem heute polnischen Wroclaw. Die Synagoge liegt im "Viertel der vier Tempel" oder "des gegenseitigen Respekts", das 2005 ins Denkmalschutzregister eingetragen wurde. Die anderen drei Gotteshäuser sind eine römisch-katholische, eine orthodoxe und eine evangelische Kirche. Auf dem Kulturpfad, der die Synagoge und die Kirchen miteinander verbindet, erfahren wir mehr über die christlich-jüdischen Beziehungen in der Stadt.

Im Stadtmuseum im ehemaligen Straßenbahndepot erhalten wir einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Stadt nach 1945. Da uns das deutsch-polnische Verhältnis näher interessiert, treffen wir Prof. Krzystof Ruchniewicz vom Willy-Brandt-Institut an der Universität Breslau. Er wurde im Juni 2024 zum Regierungsbeauftragten für gute deutsch-polnische Beziehungen ernannt und wird uns über seine neue Funktion berichten.

Und natürlich bleibt im Programm auch Gelegenheit, in Breslau ganz individuell auf Entdeckungstour zu gehen.

Der historische Marktplatz in Breslau Foto: Yann Paul Hartmann

Nach drei Tagen fahren wir mit einem Mietbus zur berühmten Friedenskirche nach Swidnica/Schweidnitz, der größten Fachwerkkirche Europas (UNESCO-Weltkulturerbe). Danach besuchen wir Schloss Kreisau/Palac w Krzyzowej, schauen uns die Ausstellung zum deutschen Widerstand in der Nazis-Zeit an und diskutieren über die heutige Bedeutung als Ort deutsch-polnischer Jugendbegegnungen.

Weiter geht es mit dem Bus zum sogenannten "Komplex Riese", einem interirdischen Nazi-Geheimprojekt gigantischen Ausmaßes im Zweiten Weltkrieg. In einer geführten Tour schauen wir uns einen der Stollen an, der sich an manchen Stellen zu riesigen Hallen weitet.

Schloss Fürstenstein, das größte Schloss Niederschlesiens, birgt ebenfalls ein düsteres Geheimnis. Hitler soll hier ein weiteres Führerhauptquartier geplant haben. Das nach dem Krieg vollständig geplünderte Schloss wird seit einigen Jahren wieder instand gesetzt und möglichst orignalgetreu mit Tapeten, Möbeln, Geschirr usw. ausgestattet. Bei einer fachkundigen Führung erfahren wir mehr. Danach geht es zurück nach Breslau zum gemeinsam Abendessen.

Das Schloss Fürstenstein wurde im 13. Jahrhundert als Burg angelegt und im 18. Jahrhundert zu einem prächtigen Barock-Schloss ausgebaut. Foto: Wikipedia-creative commons-Jar.ciurus

Im zweiten Teil der Reise fahren im Kleinbus nach Oppeln/Opole, in die ehemalige Hauptstadt Oberschlesiens, wo wir die restlichen Nächte übernachten werden.

Zunächst besichtigen wir das 2022 eröffnete "Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen", lassen uns dann in einer polnischen Crêperie (Naleśnikarnia) eine Crêpe schmecken, um dann auf einer Führung durch die Altstadt von Opole/Oppeln den kleinen See und das Amphitheater gezeigt zu bekommen, in dem seit vielen Jahren das im TV live übertragene polnische Schlagerfestival stattfindet.

Danach haben wir Gelegenheit, mit Rafal Bartek, dem Vorsitzenden des Verbandes der deutschen Minderheit Polens zu diskutieren.

Am nächsten Tag fahren wir nach Kattowitz/Katowice, in die heutige Hauptstadt der Wojewodschaft Schlesien/Śląsk, und schauen uns in einem geführten Rundgang die Stadt an, die durch das "schwarze Gold" reich geworden war.

Im Zentrum von Kattowitz besuchen wir das Schlesische Museum und besichtigen die historische Ausstellung zu Oberschlesien. Dann machen wir einen Abstecher in die bis heute erhaltene Bergarbeitersiedlung Nikiszowiec (ehem. Nikisch-Schacht).

Der Nachmittag und Abend stehen zur freien Verfügung. Wer will kann mit der Reiseleiterin nach Oppeln zurückfahren und die Stadt auf eigene Faust erkunden; etwa das Museum des polnischen Schlagers besuchen. Wer will, kann aber auch noch ein paar Stunden in Kattowitz bleiben (und später alleine mit dem Zug nach Oppeln zurückfahren); Kattowitz ist u.a. berühmt für sein Symphonie-Orchester, das als bestes in ganz Polen gilt.

Blick auf die Altstadt von Oppeln an der Oder Foto: Archiv

Am nächsten Tag fahren noch einmal nach Kattowitz. Im schlesischen 'Zentrum für Freiheit und Solidarität' (Muzeum Wolnosci i Solidarnosci) im ehemaligen Kohlebergwerk ,,Wujek" wird uns ein Zeitzeuge berichten, wie es zum Minenarbeiter-Streik 1981 kam und warum die kommunistische Partei sich dazu entschied, auf die unbewaffneten Arbeiter scharf schießen zu lassen.

Anschließend schweben wir mit der ELKA-Seilbahn über den Schlesischen Park nach unten (Fahrtzeit ca. 40 Min.). Am Nachmittag geht es zurück nach Oppeln, wo wir mit Prof. Jerzy Gorzelik zu den Themen "Schlesische Identität“ und „Bewegung für die Autonomie Schlesiens" (RAS) diskutieren werden.

Am Abend können wir uns beim Abschiedsessen über unsere Erlebnisse und Eindrücke austauschen. Die gemeinsame Reise endet am Sonntag nach dem Frühstück – aber vielleicht möchten Einige individuell noch einen oder mehrere Tage in Schlesien anhängen.

Reiseleiterin: Gabriele Lesser

1980 besuchte Gabriele Lesser die Journalistenschule in Köln, als in Polen die Werftarbeiter streikten. Der Umschwung im damaligen Ostblock zog sie in seinen Bann, zumal Köln eine Metropole osteuropäischer Dissidenten wurde. Sie wechselte das Studienfach: statt VWL studierte sie Osteuropäische Geschichte und Politikwissenschaft. Nach Aufenthalten in Polen, Israel und Großbritannien berichtet sie seit 1995 für die taz aus Polen.

Bitte buchen Sie die Reise direkt beim Reiseveranstalter

Die Reise kann nur beim Veranstalter gebucht werden, auch wenn sie auf dessen Website nicht aufgeführt ist.