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13. – 21. September 2025
Polen/Schlesien
mit Gabriele Lesser, taz-Korrepondentin in Polen
Die Schlesien-Reise führt Sie von Breslau zu geschichtsträchtigen Orten in Nieder- und Oberschlesien. Sie übernachten in Breslau und in Oppeln und erkunden andere Orte per Bus und Bahn, u. a. Kattowitz, das Zentrum der oberschlesischen Industrieregion. Bei der Beschäftigung mit der Geschichte der Region und ihren vielfältigen Umbrüchen kommt auch die jüdische Geschichte in Schlesien zur Sprache sowie die aktuelle Debatte über die Identität der Schlesier.
Programm
Hier finden Sie das Programm der Reise.
1. Tag
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Individuelle Anreise
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Treffpunkt: 17 Uhr im Art Hotel in Wrocław/Breslau
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Erster Stadtrundgang zur Orientierung
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Abendessen und Einführung ins Programm durch die Reiseleiterin
2. Tag
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Stadtrundgang in der Altstadt bis zur Dominsel - inklusive einer einstündigen Schifffahrt auf der Oder, auf der uns ein Biologe umweltrelevante Stellen zeigen wird.
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individuelles Mittagessen/Snack
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Gespräch mit einem Aktivisten der Umweltkoalition Ratujmy Rzeki (Retten wir die Flüsse) zur aktuellen Situation der Oder nach der Umweltkatastrophe 2022
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Zeit für einen individuellen Stadtbummel
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gemeinsames Abendessen
3. Tag
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Rundgang durch das „Viertel der vier Tempel“
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Besichtigung der Synagoge „Zum Weißen Storch“, der Ausstellung im ersten Stock sowie der Mikwe (rituelles Tauchbad), mit einem Gespräch über jüdisches (Kultur-)Leben in Breslau
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Besuch des Alten Jüdischen Friedhofs
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gemeinsames Mittagessen in einem Restaurant
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Treffen mit Aktivistinnen der Fraueninitiative “Strajk Kobiet“ (Frauenstreik)
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danach Zeit für einen individuellen Stadtbummel / Abendessen individuell
4. Tag
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Gespräch mit dem Zeithistoriker Prof. Krzysztof Ruchniewicz, der seit Mitte 2024 Regierungsbeauftragter für die deutsch-polnischen Beziehungen ist (wahrscheinlich im Willy-Brandt-Zentrum der Breslauer Universität)
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Im Geschichtszentrum Zajezdnia, das bis 2016 als Busdepot diente, erhalten wir einen umfassenden Überblick über Breslau/Wrocław im Jahr 1945 und seiner Entwicklung bis heute
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gemeinsames Mittagessen in einem Restaurant
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anschließend Zeit für individuelle Entdeckungen in Breslau, Museumsbesuche und Ähnliches: die Reiseleiterin gibt Tipps und berät Sie (z. B. Afrikarium, Jahrhunderthalle, Hydropolis Wasser-Wissenszentrum, Architekturmuseum)/ Abendessen individuell
5. Tag
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Ausflug mit Mietbus bis Waldenburg/Wałbrzych zum Schloss Fürstenstein und zurück über Kreisau und Schweidnitz
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Besichtigung von Schloss Fürstenstein mit einer Führung durch das größte Schloss Schlesiens
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Führung durch einen Stollen im Komplex Riese: einem unterirdischen Geheimprojekt der Nazis im 2. Weltkrieg, in dem zehntausende Zwangsarbeiter aus dem nahe gelegenen KZ Großrosen ums Leben kamen.
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Weiterfahrt nach Krzyżowa/Kreisau und Besuch der Ausstellung deutscher Widerstand in der Nazi-Zeit sowie Gespräch über die Bedeutung des Ortes heute (dt.-poln. Jugendbegegnungen)
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Besichtigung der Friedenskirche in Świdnica/Schweidnitz (die größte Fachwerkkirche Europas, UNESCO-Weltkulturerbe)
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Rückfahrt nach Breslau, dort gemeinsames Abendessen
6. Tag
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Auschecken vom Hotel in Breslau und Fahrt im Mietbus nach Opole/Oppeln
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Einchecken im Hotel in Oppeln, in dem wir die weiteren Tage übernachten
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Spaziergang in der Altstadt – mit einem gemeinsamen Mittagessen in einem Restaurant
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Besuch im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen
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Treffen mit Rafal Bartek, dem Vorsitzenden des Verbandes der deutschen Minderheit Polens
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danach Zeit für individuellen Stadtbummel / Abendessen individuell
7. Tag
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Fahrt im Mietbus von Oppeln nach Katowice/Kattowitz/ (und abends zurück)
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Stadtrundgang durch Kattowitz, dem Zentrum der Industrieregion Oberschlesien, mit Besuch der Bergarbeitersiedlung Nikiszowiec (ehem. Nikisch-Schacht)
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gemeinsames Mittagessen m Bistro des Schlesischen Museums; danach Besuch der historischen Ausstellung im Museum mit deutschsprachiger Führung
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am Nachmittag Rückfahrt nach Oppeln oder individuelles Programm in Kattowitz (die Stadt ist u.a. berühmt für ihr Radio-Orchester, das als bestes Symphonie-Orchester in ganz Polen gilt)
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Abendessen individuell
8. Tag
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Zugfahrt von Oppeln nach Katowice/Kattowitz (und abends zurück)
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Besuch des Gedenkmuseums (Muzeum Izba Pamięci Kopalni) im Schlesischen "Zentrum für Freiheit und Solidarität" im ehemaligen Kohlebergwerk ,,Wujek". Hier fand im Dezember 1981 ein großer Streik von Minenarbeitern gegen die Ausrufung des Kriegsrechts und das Verbot der Solidarność statt, der blutig
niedergeschlagen wurde. -
Fahrt mit der Straßenbahn zum Schlesischen Stadion im Vorort Chorzów/Königshütte, von dort schweben wir in der ELKA-Seilbahn über den Schlesischen Park nach unten (Fahrtzeit ca. 20 Min.) - oder optional: Freizeit / individuelle Spaziergänge / Museumsbesuch
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Mittagspause mit Gelegenheit zu Mittagessen (optional)
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danach Rückfahrt im Mietbus nach Oppeln
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am Nachmittag Rückfahrt mit dem Zug nach Oppeln
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dort Treffen mit dem Schriftsteller Tomasz Różycki, Diskussion über seine Bücher und über die "Schlesische Identität“, zu der sich immer mehr Menschen in Oberschlesien bekennen. Sie wollen nicht mehr als "Polen", "Deutsche" oder "Tschechen" politisch instrumentalisiert werden
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am Abend ein Abschieds-Essen im Hotel-Restaurant DeSilva
9. Tag
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Individuelle Abreise nach dem Frühstück. Wer will, kann seinen Aufenthalt in Polen natürlich gerne verlängern.
Falls Sie mit der Bahn angereist sind, können Sie mit dem Zug von Oppeln über Breslau bis Berlin zurückfahren (regelmäßige Direktverbindung)
Umstellungen und Änderungen im Detail sind möglich. Stand: 28. Januar 2025
Schlesien lässt niemanden kalt: während die einen vom Hirschberger Tal in Niederschlesien, seinen vielen Schlössern, Parks und Gärten schwärmen, steigt anderen die Galle hoch, wenn sie an die Geschichte vor allem Oberschlesiens denken – "Plebiszit", "Aufstände", "Teilung", "Flucht" und "Vertreibung".
Hier fing am 1. September 1939 mit dem fingierten Überfall auf den Sender Gleiwitz der Zweite Weltkrieg an, auch wenn Hitler "ab 4:45 Uhr" an ganz anderer Stelle "zurückschießen" ließ – in der Kleinstadt Wieluń in Zentralpolen und auf der Westerplatte mit seinem polnischen Munitionsdepot in Danzig.
Unsere taz-Reise in die Zivilgesellschaft Schlesiens beginnt in der Metropole Breslau, das sich gerne als "Stadt der Begegnung" oder auch "WrocLove" bezeichnet, und führt bis nach Kattowitz, dem Zentrum des oberschlesischen Kohlereviers.
Doch inzwischen heißt auch hier die Devise: "Raus aus der Kohle". Der Strukturwandel ist überall im Gange. Mittelfristig soll aus der von Bergbau und Schwerindustrie zerklüfteten Region eine grüne und von Seen durchzogene Landschaft werden.
Für eine bessere Lebensqualität engagieren sich schon heute viele Menschen in Ober- und Niederschlesien. Einige von ihnen treffen wir auf der taz-Reise in die Zivilgesellschaft zum Gespräch.
Im niederschlesischen Breslau wird uns ein Umweltschutz-Aktivist berichten, wie es 2022 zum massenhaften Fischsterben in der Oder kommen konnte und warum die Ursachen für die Ökokatastrophe bis heute nicht beseitigt wurden. Eine kleine Oder-Rundfahrt rundet das Bild ab
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Während unseres Aufenthalts in Breslau treffen wir auch Aktivistinnen des "Frauenstreiks" (Strajk Kobiet), der größten polnischen Frauenorganisation, die durch die "Schwarzen Märsche" gegen die Verschärfung des ohnehin rigiden Abtreibungsrechts in Polen bekannt wurde. Das fast totale Abtreibungsverbot, das vom polnischen Verfassungsgericht durchgesetzt wurde, hatte bereits mehrere Todesfälle von Schwangeren zur Folge, da Ärzte ihnen aus Angst vor Strafe nicht helfen wollten.
Beim Besuch der Synagoge "Zum weißen Storch" werden wir mehr erfahren über Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens im einst deutschen Breslau und dem heute polnischen Wroclaw. Die Synagoge liegt im "Viertel der vier Tempel" oder "des gegenseitigen Respekts", das 2005 ins Denkmalschutzregister eingetragen wurde. Die anderen drei Gotteshäuser sind eine römisch-katholische, eine orthodoxe und eine evangelische Kirche. Auf dem Kulturpfad, der die Synagoge und die Kirchen miteinander verbindet, erfahren wir mehr über die christlich-jüdischen Beziehungen in der Stadt.
Im Geschichtszentrum Zajezdnia, das bis 2016 als Busdepot diente, erhalten wir einen umfassenden Überblick über Breslau/Wrocław im Jahr 1945 und seine Entwicklung bis heute.
Doch weil uns das deutsch-polnische Verhältnis näher interessiert, treffen wir Prof. Krzystof Ruchniewicz, den ehemaligen Direktor vom Willy-Brandt-Institut an der Universität Breslau, der seit Mitte 2024 Regierungsbeauftragter für die deutsch-polnischen Beziehungen ist. Er wird uns erzählen, worin seine Aufgaben als Koordinator der deutsch-polnischen Beziehungen bestehen. Als Experte kann er uns zudem die PiS-Kampagne für Kriegsreparationen erläutern: was es mit diesen Forderungen auf sich hatte, was hinter der polnischen Reparationsforderung an Deutschland in Höhe von 1,3 Billionen € steckte und warum Polen erst unter der Tusk-Regierung Verhandlungen darüber aufnehmen will, um zunächst den letzten noch lebenden Opfern des Zweiten Weltkriegs zu helfen.
Und natürlich bleibt im Programm auch Gelegenheit, in Breslau ganz individuell auf Entdeckungstour zu gehen.
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Nach drei Tagen fahren wir mit einem Mietbus zur berühmten Friedenskirche nach Świdnica/Schweidnitz, der größten Fachwerkkirche Europas (UNESCO-Weltkulturerbe). Danach besuchen wir Schloss Kreisau/Pałac w Krzyżowej, lassen uns den "Kreisauer Kreis" und den Widerstand gegen Hitler erklären und diskutieren über die heutige Bedeutung Kreisaus als Ort deutsch-polnischer Jugendbegegnungen.
Weiter geht es zu Schloss Fürstenstein/Zamek Książ, dem größten Schloss Niederschlesiens. Dieses wunderschöne Barockschloss birgt ein düsteres Geheimnis. Hitler soll hier ein weiteres Führerhauptquartier geplant haben. Auf einer fachkundigen Führung durch das nach dem Krieg vollständig geplünderte, inzwischen aber wieder prächtig ausgestattete Schloss werden wir mehr erfahren.
Unter dem Schloss werden wir auch in einen Stollen des sogenannten "Komplex Riese" einsteigen. Dies war ein unterirdisches Nazi-Geheimprojekt gigantischen Ausmaßes. Albert Speer, der Rüstungsminister Hitlers, ließ hier Gefangene aus dem nahegelegenen KZ Großrosen schuften. Die meisten starben nach nur drei Monaten an Entkräftung. In einer geführten Tour schauen wir uns einen der Stollen an, der sich an manchen Stellen zu riesigen Hallen weitet.
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Im zweiten Teil der Reise fahren im Kleinbus nach Oppeln/Opole, in die ehemalige Hauptstadt Oberschlesiens, wo wir die restlichen Nächte übernachten werden.
Nach einem Spaziergang durch die Altstadt besichtigen wir das 2022 eröffnete "Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen". Rafal Bartek, der Vorsitzende des Verbandes der deutschen Minderheit Polens, wird danach mit uns über Fragen zur Ausstellung und die aktuelle Situation der deutschen Minderheit in Polen diskutieren.
Am nächsten Tag fahren wir mit unserem Mietbus nach Kattowitz/Katowice, in die heutige Hauptstadt der Wojewodschaft Schlesien/Śląsk, und schauen uns in einem geführten Rundgang die Stadt an, die durch das "schwarze Gold" reich wurde
Die bis heute erhaltene und sehr grüne Bergarbeitersiedlung Nikiszowiec (ehem. Nikisch-Schacht) zeigt, wie sehr den Kohlebaronen an ihren Arbeitern lag, für die sie nicht nur Wohnungen bauten, sondern auch Sozialeinrichtungen wie Krippen, Kindergärten und Schulen. Im Zentrum von Kattowitz besuchen wir im Schlesischen Museum die historische Ausstellung zum deutschen und polnischen Oberschlesien.
Der Nachmittag und Abend stehen zur freien Verfügung. Wer will, kann mit der Reiseleiterin nach Oppeln zurückfahren und die Stadt auf eigene Faust erkunden; etwa das Museum des polnischen Schlagers besuchen. Wer will, kann aber auch noch ein paar Stunden in Kattowitz bleiben (und später alleine mit dem Zug nach Oppeln zurückfahren); Kattowitz ist u.a. berühmt für sein Symphonie-Orchester, das als bestes in ganz Polen gilt.
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Am nächsten Tag fahren noch einmal nach Kattowitz, aber dieses Mal mit dem Zug. Im schlesischen 'Zentrum für Freiheit und Solidarität' (Centrum Wolnosci i Solidarnosci) im ehemaligen Kohlebergwerk ,,Wujek" werden wir im Gedenkmuseum für den Minenarbeiter-Streik von 1981 erfahren, wie es zu diesem Streik kam und warum die kommunistische Partei sich dazu entschied, auf die unbewaffneten Arbeiter scharf schießen zu lassen.
Anschließend geht es zum Schlesischen Stadion im Vorort Chorzów/Königshütte. Von dort schweben wir mit der ELKA-Seilbahn über den Schlesischen Park nach unten (Fahrtzeit ca. 30 Min.).
Am Nachmittag geht es zurück nach Oppeln, wo wir mit dem Schriftsteller Tomasz Różycki über seine Bücher und "Schlesische Identität“ diskutieren wollen, zu der sich immer mehr Menschen in Oberschlesien bekennen. Sie wollen sich nicht mehr als "Deutsche", "Polen" oder "Tschechen" politisch instrumentalisieren lassen.
Am Abend können wir uns beim Abschiedsessen über unsere Erlebnisse und Eindrücke austauschen. Die gemeinsame Reise endet am Sonntag nach dem Frühstück – aber vielleicht möchten Einige individuell noch einen oder mehrere Tage in Schlesien anhängen.
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Reiseleiterin: Gabriele Lesser
1980 besuchte Gabriele Lesser die Journalistenschule in Köln, als in Polen die Werftarbeiter streikten. Der Umschwung im damaligen Ostblock zog sie in seinen Bann, zumal Köln eine Metropole osteuropäischer Dissidenten wurde. Sie wechselte das Studienfach: statt VWL studierte sie Osteuropäische Geschichte und Politikwissenschaft. Nach Aufenthalten in Polen, Israel und Großbritannien berichtet sie seit 1995 für die taz aus Polen.
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