Pokalhalbfinale Dortmund gegen Jena: Vor dem Absprung
Der FC Carl Zeiss tritt am Dienstag im DFB-Pokalhalbfinale bei Dortmund an. Jan Simak, der Star des Abstiegsaspiranten, wird trotzdem bald in Liga eins spielen - nur, wo genau?
Um Jan Simak bildete sich zuletzt in der Mixedzone des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach eine große Journalistentraube. Während die meisten seiner Mitspieler unbehelligt in die Kabine entschwinden konnten, musste der Mittelfeldspieler des FC Carl Zeiss Jena Stellung beziehen. Im Vordergrund des Interesses stand aber nicht die 1:2-Niederlage der Thüringer, die im Prinzip den Abstieg bedeutet für den Traditionsverein aus der Universitätsstadt. Jan Simak musste in erster Linie Fragen zu seiner Zukunft und zum DFB-Pokal-Halbfinale am Dienstag (20.30 Uhr/ZDF) beantworten.
"Ich will in der nächsten Saison wie fast jeder Profi in der ersten Liga spielen", sagte Simak. Obwohl es schon intensive Gespräche mit einigen Bundesligisten gab, scheint sich der frühere Erstligakicker von Hannover 96 und Bayer Leverkusen noch nicht richtig auf seinen zukünftigen Arbeitgeber festgelegt zu haben. Hannover bekam eine Absage, als die 96er den technisch starken Spieler kürzlich zu einer sofortigen Vertragsunterschrift drängen wollten. Der VfB Stuttgart gilt derzeit als heißester Interessent für Jenas einzigen Star. Allerdings liegt noch immer kein offizielles Angebot in Jena vor.
Beim FC Carl Zeiss genießt Jan Simak alle Freiheiten. "Er ist unser Denker und Lenker", sagt Jenas Trainer Henning Bürger, dessen Mannschaft heute im DFB-Pokal-Halbfinale in Dortmund vor 80.000 Zuschauern nach Cup-Verteidiger 1. FC Nürnberg, Arminia Bielefeld und Meister VfB Stuttgart den vierten Erstligisten herauswerfen will.
Auch wenn Simak in den letzten Wochen nicht mehr ganz so stark spielt, ist er in Jena aufgeblüht. "Das Training ist gut. Wir machen viel mit dem Ball. Meine Kraft ist zurück", sagt Simak, der trotz eines laufenden Vertrages bis 2009 am Saisonende als sicherer Abgang gilt. "Die Klubs stehen Schlange. Es gibt vier, fünf Anfragen von deutschen Profivereinen", sagt Simak-Berater und -Freund Christoph Graf Leutrum.
Viereinhalb Jahre nach seiner Flucht aus Deutschland, der Alkoholexzesse und ein Burn-out-Syndrom vorausgegangen waren, scheint die Rückkehr Jan Simaks in die erste Bundesliga nur eine Frage der Zeit und des Geldes zu sein. Bleibt Jena drin, dürfte die Ablöse rund 1 Million Euro betragen. Im Abstiegsfall werden wohl nur noch etwa 400.000 Euro fällig.
Ohne sein Engagement in Jena würde Simak, der seine Alkoholsucht inzwischen im Griff hat, wohl immer noch bei Sparta Prag auf der Ersatzbank sitzen. Der Umweg über die zweite Liga bedeutet für Simak wahrscheinlich den Weg zurück ins Rampenlicht. "Unser Plan ist aufgegangen. Jan musste diesen Schritt gehen. In der zweiten Liga wird man eher wahrgenommen als in Tschechien", sagt sein Berater Leutrum. "Alle Spiele werden live im Fernsehen übertragen. Auf den Tribünen wimmelt es vor Scouts."
Diese werden auch in Dortmund genau hinschauen, wenn Jan Simak den Ball umschmeichelt. Aber wie will ein Zweitligist vor 80.000 Fans bestehen, wenn er schon vor 10.000 Zuschauern in Offenbach hochverdient mit 1:2 verliert? "So wie in Stuttgart", sagt Jan Simak leise und verschwindet.
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