Poesie in die Stadt :
Stimmt das eigentlich wirklich? Dass die Wahrheit auf dem Platz liegt? Oder ist sie doch gekauft, im Kohle-Rausch von irgendwem verscherbelt worden, wie Elfriede Jelinek es in einem entsprechenden Gedicht unterstellt?
Viel haben ihre Zeilen nicht gemein mit dem „Fußball“- bzw. „Der Ball ist rund“-Motto der diesjährigen „Poesie in die Stadt“-Aktion, die morgen – gewohnt launig – Literaturhaus-Leiter Rainer Moritz, assistiert vom Sepp Herberger-Darsteller Peter Frank und Franzobel eröffnen wird.
Aber letztlich stört die inhaltliche Ferne der Jelinek-Zeilen zum Motto der Aktion natürlich nicht. Denn wenn nötig, wird man die Zeilen wunschgemäß umdeuten können – oder sich gleich Urs Widmers sehr konkretem Text zuwenden. Mit der Anrufung „Oh Kahn geh nicht unter!“ beginn sein „Gebet“, gedrechselt aus nicht übermäßg frommen Zeilen. Und wenn man dann noch Ilse Aichingers „90 Minuten – wer erträgt sie“ liest, könnte einen der Verdacht streifen, der Fußball wäre all diesen Poeten fremd – und die Idee, Lyrik mit Fußball zu verknüpfen, sei eher den Vermarktern – den Literaturhäusern in Berlin, Frankfurt, Salzburg, München, Köln, Stuttgart, Leipzig und eben Hamburg – genehm als den erlauchten Dichtern. Aber was macht das schon: Beschlossen ist beschlossen, und außerdem ist dies offizieller Beitrag des Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung zur Fußball-WM 2006. Und mit irgendwelchen Texten mussten sie eben gefüllt werden, die vielen urbanen Plakatflächen, die während der Sommermonate eine Zeitlang nicht für anderweitig Budget- und Werbewirksames gebraucht werden. PS
Eröffnung: Di, 5.7., 19.30 Uhr, Levantehaus