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Plutonia Plarre ruft beim Oberweihnachtsmann an und stauntWeihnachtsmann ist nicht gleich Weihnachtsmann

Roter Mantel, weißer Bart, ein Sack voller Geschenke. Weihnachtsmann ist Weihnachtsmann, sollte man meinen. Denkste.

Die Branche boomt, aber der Markt ist umkämpft. Nicht nur in Bezug auf die Kunden, auch was die Weihnachtsmänner betrifft. Mehrere Tausend Buchungen gibt es in Berlin pro Jahr. Die Bescherung an Heiligabend findet bei Familien mit kleinen Kindern meistens zwischen 15 und 18 Uhr statt. Fünf Minuten für die Begrüßung plus fünf Minuten für jedes einzelne Kind: Bei dieser Zeitkalkulation schafft ein Weihnachtsmann, der zu Fuß unterwegs ist, ungefähr acht Auftritte.

Die zunehmende Nachfrage führt dazu, dass die Agenturen noch dringend Weihnachtsmänner suchen. Da gibt es die Weihnachtsmannzentrale, das Weihnachtsmannbüro, den Weihnachtsmannservice Rent a Santa und viele mehr. Am längsten im Geschäft ist die studentischen Arbeitsagentur Heinzelmännchen.

Seine Bewerbung bei der Weihnachtsmannzentrale beschrieb ein gebürtiger Bulgare am Freitag in einer E-Mail an die taz so: Als die Mitarbeiterin am Telefon seinen Akzent gehört habe, habe es geheißen: Gesucht würden nur Leute mit perfektem Deutsch. Der Agentur seien die Sprachkenntnisse egal, aber den Kindern nicht. Dann habe er auf seine Erfahrung als Weihnachtsmann verwiesen und angemerkt, dass er Weihnachtsgeschichten gegen Rassismus schreibe, so die E-Mail weiter. Die Dame sei daraufhin freundlicher geworden. Der Oberweihnachtsmann werde sich die Sache anschauen und ihn zurückrufen.

Es war ein langes Telefonat, das die taz mit dem Oberweihnachtsmann Frank Knorrre führte. Er sei schwerkrank und sei noch nicht dazu gekommen, sich bei dem Bulgaren zu melden. Nun, wo die Presse nachfrage, wisse er, wohin die Geschichte führe. „Wir werden als Rassisten verkauft, aber das sind wir nicht.“ Die Agentur bestehe seit 2004. Türkischstämmige Migranten arbeiteten dort seit Jahr und Tag als Weihnachtsmänner, so Knorre. Männer mit Vornamen wie Ali und Mustafa hätten für die Agentur Pankow als Weihnachtsmannmarkt erschlossen.

Aber die Alis und Mustafas sprächen akzentfrei Deutsch. Ein Weihnachtsmann sei weiß und habe keinen Akzent, so Knorre. „Die Kunden wollen das so.“ Kinder hätten Probleme mit Akzenten. Wenn es wegen des Weihnachtsmanns Tränen gebe, sei das schädlich fürs Geschäft. „Wir arbeiten mit Gefühlen.“ Er habe schon erlebt, dass wegen der Auswahl des falschen Weihnachtsmanns Ehen geschieden wurden, sagt Knorre.

Bei den studentischen Heinzelmännchen, die seit 1949 Weihnachtsmänner vermitteln, reibt man sich verwundert die Augen. „Verständliches, gutes Deutsch reicht den Kindern“, sagt Jana Judisch. „Interkulturalität macht bei uns den Charme aus.“

Der gebürtige Bulgare hat seine Geschichte inzwischen an ein Magazin verkauft. Dementsprechend gering war sein Interesse, als sich die taz bei ihm nach dem Fortgang erkundigte. Nur so viel: Soeben habe der Oberweihnachtsmann angerufen und ihm den Job angeboten. Er aber habe abgelehnt.

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