"Playboy" erscheint auf Philippinen: Katholische Kirche erregt
Seit Donnerstag erscheint der "Playboy" auch auf den Philippinen - ohne "frontale Nacktaufnahmen". Die katholische Kirche schäumt trotzdem.
Stellen Sie sich vor, Sie kaufen einen Playboy - und finden kein einziges Nacktfoto darin. Gibt es nicht? Gibt es doch, auf den Philippinen. Am 2. April wurde die erste philippinische Ausgabe des Männermagazins in einem Luxushotel in Manila vorgestellt. Und Chefredakteur Ramon Faustino Dolor hat Wort gehalten: Mehr als eine nackte Brust oder eine entblößte Pobacke mutet er seinen Lesern nicht zu. Dabei würden die womöglich gerne mehr sehen, doch Nacktfotos sind in dem südostasiatischen Inselstaat nicht gesellschaftsfähig. Die katholische Kirche, der rund 84 Prozent der philippinischen Bevölkerung angehören, wacht streng über ihre Schäfchen.
Trotz Dolors Ankündigung, es werde "keine frontalen Nacktaufnahmen" geben, geriet das Blut einiger Kirchenmänner in Wallung. Erzbischof Oscar Cruz wetterte bereits im Vorfeld: "Das zeigt den Niedergang des moralischen Wertesystems der heutigen Generation." Filipinos sollten das Magazin meiden, "weil es für etwas steht, das unmoralisch ist".
Chefredakteur Dolor, der sich seit Jahrzehnten durch philippinische Gazetten schreibt, will diesen Befindlichkeiten Rechnung tragen. "Wenn die Kirche richtig ärgerlich wird, gibt es ja nur Probleme mit der Politik und den Geschäftspartnern." Außerdem wolle er Reaktionen wie in Indonesien vermeiden. Dort war der Playboy 2006 erstmals erschienen, ebenfalls ohne Nacktfotos. Dennoch kam es in dem Land, in dem die meisten Muslime weltweit leben, zu heftigen Protesten, die das Heft zu einer Pause und zum Umzug von Jakarta auf die Insel Bali zwangen.
Auf den Philippinen wurde das Blatt nach all dem Tamtam ungeduldig erwartet. Am 2. April gab es jedoch erst mal lange Gesichter - keine Spur vom Playboy. "Der Verkauf muss erst noch von unserem Management genehmigt werden", erklärte ein Mitarbeiter von Fully Booked. Kopfschütteln auch beim Marktführer National Bookstore.
Immerhin, mit einem Tag Verzögerung lag das Objekt der Begierde in den Läden. "Wir haben in den ersten zwei Stunden bereits mehr als 20 Stück verkauft", sagt eine verblüffte Händlerin. Mit einem Copypreis von 3 Euro ist das Magazin für die meisten Filipinos unerschwinglich.
Doch die sind ohnehin nicht die Zielgruppe. "Wir wollen reife, begüterte Männer ansprechen", sagt Dolor. Auf Seite 16 grinst der Prototyp: Hugh M. Hefner, der das Blatt 1953 erfunden hat, freut sich über den Playboy-Familienzuwachs. Außer Hefners Grußwort finden sich in der ersten Ausgabe des keuschen Hochglanzhefts jede Menge Anzeigen aus den Bereichen Qualm und Abgase sowie Artikel von Literaturpreisgewinnern und ein züchtiges Interview mit Polit-Jungstar Chiz Escudero.
Und die Fotos? Obwohl der philippinische Playboy sich sehr bedeckt hält, herrscht an schönen Aufnahmen von schönen Frauen kein Mangel. Neben den gemeinsamen Fotos von zwei einheimischen Starlets setzt das Magazin in seiner ersten Ausgabe auf Priscilla. Die brasilianische "Miss Earth 2004" ist derzeit allerdings nicht nur auf dem Cover des philippinischen Playboy zu sehen, sondern auch an Manilas Hauptverkehrsader EDSA - auf überlebensgroßen Werbeplakaten, genauso leicht bekleidet. Und völlig kostenlos.
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