■ Platz für Gäste: Politische Wochenschau
„Stellt mich auf, ihr korrupten Brüder, ich habe schließlich gegen Sepp Maier damals das 4:3 geschossen.“ Gianni Rivera soll einmal auf diese Weise eine Politkarriere bei der Democrazia Cristiana versucht haben. Doch Andreotti war auch über die Eselsbrücke seines berühmten Pangermano-Vorwurfs nicht zur Protektion zu bewegen. Rivera blieb der ewige Mazzola-Reservist auf dem Feld und ein kleines DC- Licht in der Politik.
Also wollte es Franco Baresi besser machen, trat die Gegner um und der Forza Italia bei. Wo einst die Rosatos und Gentiles noch hinlangten, als ginge es um einen Aufnahmeantrag bei den Roten Brigaden, da spielte Baresi wie ein verlängerter Fuß Berlusconis den eher eleganten Drecksack in der Abwehr.
Eine Welt schien denn auch für die Fußball-Linke zusammenzubrechen, als Milan traumwandlerisch Barça entzauberte, kaum daß der Medienzar unter postfaschistischer Assistenz die Macht erklommen hatte. Sollte eine milanesische squadra azzurra am Ende noch den World Cup holen?
Doch der blaue Dunst aus Charltons dicker Havanna traf die welschen Favoriten wie ein Bannstrahl. Ein Enkel Zoffs sah rot; Baggio schlich beleidigt vom Feld wie ein zu kurz gekommener Legist nach der römischen Kabinettsbildung. Und Baresi teilte erstmals das Schicksal seiner großen Opferschar und humpelte verletzt ins Aus.
Also verlor Berlusconi seinen Kopf; Bossi motzt noch immer mit der squadra, nachdem '90 ein hundsgewöhnlicher Sizilianer namens Schillaci zum Star des Teams avancieren sollte; derweil fordert Postfaschist Fini den weibischen Zopf des völlig versagenden Superstars.
Abgrundtiefes Italien!? Nach dem Parteiensumpf nunmehr auch der Fußball- Absturz?
Steht am Ende eine neue Re-Nationalisierung der obersten Spielklasse bevor – wie weiland '66, nachdem der Koreaner Pak Do Ik ... Mit der Spielerimportsperre entging der Lega nazionale seinerzeit der junge Beckenbauer, der mit Armschlinge vier Jahre darauf jenes Unglück nicht verhindern konnte, als Rivera gegen Sepp Maier, na, Sie wissen schon. Ob dies unter der 37. oder 38. Nachkriegsregierung geschah, sei jetzt mal dahingestellt. Norbert Seitz
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