■ Platteln: Kommt gut an
Die Bürgerschaft hat diese Woche beschlossen, daß auch Bremen das Plattdeutsche schützen wird. Vor einem Jahr schon hat der Bundestag das Platt unter den Schutz der Europäischen für Regional- und Minderheitensprachen gestellt. Was ändert sich für Bremens SchülerInnen? Das fragten wir Ernst Kahrs, Fachberater für Niederdeutsch bei der Bildungsbehörde und selbst Zweisprachler aus Borgfeld.
Plattdeutsch soll jetzt Bestandteil des Unterrichts werden – was heißt das konkret?
Es geht dabei eigentlich um nichts Neues, weil die Mindestbedingungen, die die Charta aufstellt, in Bremen schon erfüllt sind.
Ach! Wie schützen Bremens Schulen das Platt denn?
Es gibt an einzelnen Grundschulen, so wie für Chor oder Sport, eine freiwillige Arbeitsgemeinschaft für Niederdeutsch. Niederdeutsch ist ja nirgendwo Pflichtunterricht.
Wieviele GrundschülerInnen nehmen daran teil?
Wenige, sehr wenige. Interesse gibt es vor allem im ländlichen Bereich: in Borgfeld, in Habenhausen, in Bremen Nord und in Grolland. Im innerstädtischen Bereich ist mir kein solches Angebot bekannt.
Und wo können Oberstüfler Platt lernen?
Vier Schulzentren bieten in der gymnasialen Oberstufe einen einjährigen Grundkurs Niederdeutsch an.
Interessiert das Teenager?
Mit steigender Tendenz. Über 80 Schüler nehmen daran teil. Am Rübekamp waren es 35, der Kurs mußte geteilt werden. Außerdem gibt es noch Fortbildungsangebote für Lehrer. Dafür stellt die Schulbehörde drei Lehrkräfte frei.
Aber freiwillig ist das Platt also immer noch. Ich dachte, Platt soll nun richtig integriert werden in den Lehrplan, damit jeder Schüler auf jeden Fall ein bißchen Platt lernt!
Der Senat sieht das als erfüllt an, da die Beschäftigung mit dem Niederdeutschen in den Lehrplänen schon verankert ist. Der Lehrplan für die Grundstufe und die Sekundarstufe 1 fordert dazu auf, sich mit dem Niederdeutschen auseinanderzusetzen.
Also ändert sich überhaupt nichts!
Nein. In Niedersachsen zum Beispiel hat das Kabinett die Forderung des Kultusministeriums nach zig neuen Lehrerstellen und intensiverer Lehrerfortbildung abgelehnt. Es steht ja Kostenneutralität an.
Platt macht einen ja nicht unbedingt weltläufiger – so wie Englisch oder französisch... Machen die SchülerInnen da überhaupt mit?
Für die meisten ist das Niederdeutsch keine Muttersprache mehr, auch nicht Zweitsprache, sondern ist zur Fremdsprache geworden, besonders in Stadtteilen mit hohem Ausländeranteil.
Türkische Kinder lernen also auch Plattdeutsch?
Ja, sie können das lernen, bei Vorlesewettbewerben von der Sparkasse machen auch Kinder aus anderen Ländern mit.
Was macht Spaß an Platt?
Entweder es kommt im Umfeld gut an, also weil man deswegen besonders ist gegenüber anderen, oder...
Die führen das Platt sozusagen als Kunststückchen vor?
Ja, diese Gefahr besteht, daß dieses von manchen so angenommen wird. Vom Lehrplan her ist das natürlich nicht vorgesehen. Fragen: cis
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