Plakatkünstler Klaus Staeck: Der Retter der Akademie
Mit großer Mehrheit wurde Klaus Staeck erneut zun Präsidenten der Berliner Akademie der Künste gewählt - ein Dankeschön dafür, dass er die Institution aus ihrer tiefsten Krise geholt hat.
Klaus Staeck soll es noch einmal machen. Der streitbare Plakatkünstler wurde am Samstag als Präsident der Berliner Akademie der Künste wiedergewählt. 90 Prozent der 378 Akademiemitglieder waren offenbar ganz daccord mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), der den 71-jährigen Staeck für seinen Beitrag zur "Konsolidierung und Profilierung" der Künstlersozietät lobte. So viel Einigkeit war selten in der Institution, die so verschiedene Persönlichkeiten wie Pina Bausch, Rolf Hochhuth, Günter Grass oder Martin Walser vertritt. Die notorisch zerstrittenen Mitglieder eint Erleichterung darüber, dass es dem seit 2006 Amtierenden gelang, die Akademie aus ihrer Dauerkrise zu führen. Dass die seit 2004 vom Bund finanzierte Akademie wieder gesellschaftliche Relevanz erlangt hat, ist vor allem Staecks Verdienst. Der geborene Sachse, der 1956 in die BRD übersiedelte und als politischer Kopf gilt, stellte sich auf dem Höhepunkt der Krise zur Wahl, als sein glückloser Amtsvorgänger, der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg, im Zorn hinschmiss. Dem spritzigen Satiriker und gelernten Rechtsanwalt gelang schließlich, woran Muschg gescheitert war: eine interne Strukturreform und eine Neupositionierung nach außen. Als öffentliche Streitbühne führte Staeck monatliche "Akademie-Gespräche" ein. Dort wurde seither über Urheberrecht, die Wirtschaftskrise oder die SS-Vergangenheit von Günter Grass debattiert. Auch das Ausstellungsprogramm ist politischer. Auch wenn bei so viel Positionierung mitunter die Substanz auf der Strecke bleibt: Staeck tut dem behäbigen Künstlerclub gut. Für die nächsten drei Jahre hat er noch mehr Einmischung in gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen angekündigt. Berlin dankt ihm dafür mit einer umfassenden Retrospektive in der Berlinischen Galerie.
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