Plagiatsvorwürfe in Doktorarbeit: Althusmann bleibt weiterhin verdächtig
Eine Vorprüfung konnte Niedersachsens Kultusminister nicht vom Plagiatsverdacht freisprechen. Vorwürfe gibt es auch gegen seinen sächsischen Kollegen.
BERLIN taz/dapd | Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) muss weiter um seinen Doktortitel bangen. Eine Vorprüfung seiner Dissertation durch den Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam, Klaus Goetz, konnte den bestehenden Plagiatsverdacht nicht hinreichend ausräumen. Das teilte die Hochschule am Mittwoch mit.
Die Zeit hatte am 6. Juli berichtet, Althusmann solle das geistige Eigentum anderer Autoren für seine Arbeit genutzt haben, ohne dies entsprechend zu kennzeichnen. Auf mindestens 88 Seiten seiner 2007 in Potsdam eingereichten Dissertation fänden sich solche Stelle, so der Vorwurf von zwei anonymen Gutachtern.
"Jede Unterstellung der Täuschung weise ich entschieden zurück", sagte Althusmann am Mittwoch. Das nicht eindeutige Ergebnis der Vorprüfung erzeuge für ihn keine neue Sachlage. "Jede wissenschaftliche Arbeit muss einer erneuten Prüfung standhalten. Dieser sehe ich nach wie vor gelassen entgegen."
Die Universität Potsdam hat mittlerweile eine Kommission eingerichtet, um Althusmanns Doktorarbeit einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Aus Universitätskreisen war zu hören, man nehme die Angelegenheit sehr ernst. "Die Prüfung soll so schnell wie möglich, aber so gründlich wie nötig erfolgen", sagte ein Sprecher.
Unterdessen wurden erneut Plagiatsvorwürfe gegen Sachsens Kultusminister Roland Wöller (CDU) laut. Die Internetplattform VroniPlag veröffentlichte Auszüge seiner Doktorarbeit, die Plagiate aus einer Magisterarbeit eines Studenten belegen sollen. Wöller räumte am Mittwoch ein, dass es bereits 2008 einen Plagiatsvorwurf gegen ihn an der Technischen Universität Dresden gegeben habe, der aber weitgehend ausgeräumt worden sei. Er gehe davon aus, dass der nun erhobene Verdacht keine neuen Erkenntnisse bringe.
Der Promotionsausschuss der TU hatte 2008 Stellen in Wöllers Doktorarbeit als "bedenklich" eingestuft, aber keinen "Täuschungsversuch im akademischen Sinne" erkannt. Der Medienwissenschaftler Stefan Weber sagte, gegen Wöller bestehe ein Anfangsverdacht. Der Fall sei aber "noch nicht durchrecherchiert".
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