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Pilot der Birgenair schaltete Autopilot ab

■ Flugschreiber des abgestürzten Urlauberjets sind fast vollständig ausgewertet

Bonn (dpa) – Versagen der Geschwindigkeitsanzeige und Fehler des verantwortlichen Piloten haben höchstwahrscheinlich zum Absturz der Urlaubermaschine vor der Dominikanischen Republik geführt. Dies geht aus einem weiteren Zwischenbericht des Bundesverkehrsministeriums hervor, der gestern in Bonn veröffentlicht wurde. Der Bericht stützt sich auf die Auswertung des Flugschreibers und des Cockpit-Stimmen-Aufzeichnungsgeräts.

Danach hatte das Flugzeug keine falsche Startgeschwindigkeit. Es gab aber Probleme mit der Geschwindigkeitsanzeige beim verantwortlichen Piloten. Dieser versäumte es nach den Erkenntnissen des Ministeriums, den Flug noch in der Startphase auf dem Boden abzubrechen. Der Pilot reagierte offenbar anschließend mit einer falschen Steuerung. Bei dem Absturz der Maschine der türkischen Gesellschaft Birgenair kurz nach dem Start waren am 7. Februar 189 Insassen ums Leben gekommen.

Der Sprecher des Verkehrsministeriums, Franz-Josef Schneiders, stellte fest, daß neben dem Instrumentenfehler – einer von drei Anzeigern war fehlerhaft – „aller Wahrscheinlichkeit nach auch ein Fehler des Piloten vorliegt“. Der Pilot habe während der Startphase noch am Boden festgestellt, daß sein Gerät nicht funktioniert. „Er hätte dann den Flug noch abbrechen können.“ Zu diesem Zeitpunkt bei etwa 80 Knoten Geschwindigkeit hätte sich der Pilot noch rechtzeitig für einen solchen Abbruch entscheiden können, denn für diese Maschine liege diese „Entscheidungs-Geschwindigkeit“ für Start oder Abbruch bei 125 Knoten.

Wie Schneiders erklärte, zeigte das Meßgerät bei etwa 7.000 Fuß eine zu hohe Geschwindigkeit an, obwohl die tatsächliche Geschwindigkeit in Ordnung war. „Das veranlaßte den Piloten, den Autopiloten abzuschalten und selbst sozusagen das Steuer zu übernehmen. Er hat dann die Maschine gezogen, das heißt, er ist in einen steileren Flugwinkel gegangen – bei sinkender Geschwindigkeit. Das war nach jetzigem Kenntnisstand die Absturzursache.“

Das Verkehrsministerium weist in seinem Bericht darauf hin, daß die Flugschreiberdaten bisher noch nicht vollständig ausgewertet seien. Darüber hinaus müßten „noch einige Datenwerte überprüft werden“, bevor die Unfallursache vollständig ermittelt werden könne. Nach Angaben von Schneiders müßten möglicherweise noch weitere Wrackteile geborgen werden. Ansonsten sei etwa in zehn bis 14 Tagen mit weiteren – möglicherweise endgültigen – Ergebnissen zu rechnen.

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