: Pilgerfahrt führte in den Tod
■ Ursache der Katastrophe bei Mekka ist vermutlich der Ausfall eines Belüftungssystems
Riad (afp/ap/taz) - Der Geburtsort Mohammeds wurde zum Todesort von Hunderten von Pilgern. Nach Schätzungen ausländischer Diplomaten erstickten rund 1.400 Gläubige in einem völlig überfüllten Fußgängertunnel. Der saudische König Fahd, der sich sogleich in die Rettungsmaßnahmen einschaltete, wies diese Schätzungen jedoch als übertrieben zurück und sprach von einer „großen Zahl“ von Toten. Als Ursache der Panik in dem als Abkürzung durch die Berge bei Mekka gebauten Tunnel gilt nach ersten Berichten aus Saudi -Arabien der Ausfall des Belüftungssystems in dem rund zwei Kilometer langen und etwa 20 Meter breiten Fußgängerschacht bei Außentemperaturen von rund 45 Grad Celsius. „Zuerst fiel ein etwa fünf Meter großer Apparat aus, einige Minuten später ein weiteres Gerät. Die Hitze wurde sofort unerträglich, was die Panik hervorrief“, so ein medizinischer Helfer. Die Leute hätten begonnen, in alle Richtungen zu laufen und sich dabei gegenseitig behindert. Von einem anderen Zeugen war eine andere Version zu erfahren. Danach stießen zwei Lastwagen im Tunnel zusammen, wobei ein Gasleitung zerstört wurde. Die Pilger seien an dem ausströmenden Gas erstickt. Zu dem Unglück kam es, als Tausende unter den in diesem Jahr auf zwei Millionen geschätzten Pilgern von Mekka nach Mina am Berg Arafat wandern wollten. Dort - der letzten rituellen Station der Hadsch - soll der Prophet Mohammed vor etwa 1.400 Jahren seine letzte Predigt gehalten haben. König Fahd nannte die Toten Märtyrer, weil sie am Opferfest, dem höchsten islamischen Festtag, gestorben seien. Eine Schuld der saudischen Behörden wies Fahd zurück. Vielmehr hätten sich die Pilger nicht an die Sicherheitsvorschriften gehalten. Die Behörden sogleich Sauerstoff in den Tunnel gepumpt.
Tote bei der jährlichen Pilgerfahrt der Moslems nach Mekka sind keine Seltenheit. Vor der Katastrophe vom Montag war das Jahr 1987 der tragische Höhepunkt. Schiitische Eiferer entfachten Unruhen und saudi-arabische Sicherheitskräfte schossen bei der gewalttätigen anti-amerikanischen Demonstration 402 Menschen tot, unter ihnen 275 Iraner. Das Vorgehen der Polizei führte zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Iran.
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