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„Pik“ Botha droht US–Senat

■ Der südafrikanische Außenminister will US–Getreideimporte stoppen, falls der Senat Reagans Veto gegen Südafrika–Sanktionen überstimmt

Washington, Berlin (afp/taz) - Der US–Senat hat am Donnerstag empört auf die Androhung Südafrikas reagiert, wirtschaftliche Gegenmaßnahmen zu ergreifen, falls der Senat Reagans Veto überstimmt und Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika in Kraft treten. Der südafrikanische Außenminister „Pik“ Botha hatte zwei Senatoren aus den Getreidegebie ten im mittleren Westen der USA telefonisch angedroht, sämtliche Getreideimporte aus den USA zu stoppen. Außerdem kündigte Botha an, daß das Apartheidregime US–amerikanische Getreidelieferungen in die benachbarten Staaten, die vom südafrikanischen Transportsystem abhängig sind, verhindern werde. Obwohl das Apartheidregime mit seiner Drohung einen wunden Punkt US–amerikanischer Politik getroffen hat, wird allgemein davon ausgegangen, daß der Erpressungsversuch nicht gelingt. Der republikanische Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses des Senats, Richard Lugar, der den einheitlichen und von großen Mehrheiten in beiden Häusern des Kongresses getragenen Sanktionsbeschluß maßgeblich gestaltet hat, verurteilte den unerwarteten Lobbying–Versuch Bothas als einen „Affront gegen die Rechtschaffenheit des amerikanischen Volks“. Fortsetzung auf S.6 Der „unverschämte Einschüchterungs– und Bestechungsversuch“, wie Lugar auf einer Pressekonferenz schimpfte, stieß bei vielen Senatoren auf Ablehnung. Nach Schätzungen südafrikanischer Experten führte Südafrika im vergangenen Jahr knapp 300.000 Tonnen Weizen ein, darunter 160.000 Tonnen aus den USA. 90.000 Tonnen kamen aus Australien und 55.000 aus Kanada. Die Gesamtagrareinfuhren aus den USA beliefen sich auf 180.000 Millionen Dollar. Südafrika selbst stellt ungefähr 77 Prozent der Mais– und 87 Prozent der Weizenproduktion des gesamten südlichen Afrikas her. Außenminister Botha unterstrich bei einer nach den Telefongesprächen verlesenen Erklärung, daß es sich dabei nicht um eine Drohung, sondern lediglich um die logische Konsequenz der US–amerikanischen Entscheidung handele. Botha betonte zudem, daß die Agrarsanktionen des Kongresses Hunderttausende vor allem schwarze südafrikanische Landarbeiter treffen würden. Der Senat sollte am Donnerstag über Reagans Veto gegen bereits vom Kongreß beschlossene US– Sanktionen gegen Südafrika entscheiden. Das Repräsentantenhaus hatte bereits am Dienstag das Veto überstimmt.

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