piwik no script img

Photovoltaik-Studie der Landesbank BWSolarstrom wird konkurrenzfähig

Eine Studie der Landesbank BW zeigt, dass Solarstrom in wenigen Jahren günstiger als Netzstrom und die neue CCS-Technik sein kann. Und fordern geförderten Sonnenstrom für die Industrie.

Ausschlaggebend für die positiven Prognosen ist die dynamische Entwicklung der Fotovoltaik, die zu deutlichen Preisabschlägen führen wird. Bild: dpa

FREIBURG taz | Aus der Solarbranche kennt man solche Szenarien längst, aus der Feder von Bankanalysten sind sie bemerkenswert: Schon ab dem Jahr 2012 kann Solarstrom vom Dach in Deutschland billiger sein als der Strom aus der Steckdose. Und im Jahr 2020 wird es sogar billiger sein, CO2 durch Fotovoltaik zu vermeiden als durch Abtrennung des Abgases in Kohlekraftwerken, genannt Carbon Capture and Storage (CCS). Das alles ist nachzulesen in der "Branchenanalyse Photovoltaik 2009" der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Ausschlaggebend für die Perspektiven sind Prognosen über eine weiterhin sehr dynamische Entwicklung der Fotovoltaik, die zu deutlichen Preisabschlägen führen wird. Für 2009 rechnen die Analysten mit einer Neuinstallation in Deutschland von 2.200 Megawatt, nach rund 1.500 Megawatt im vergangenen Jahr. Der Preis der Module werde in diesem Jahr um 24 Prozent niedriger liegen als 2008.

Die sogenannte Netzparität - sie ist gegeben, wenn Solarstrom unsubventioniert mit Netzstrom konkurrieren kann - werde in Deutschland sogar früher erreicht als in einigen südlicheren Ländern, rechnen die Analysten vor. Das hängt schlicht an den jeweiligen Strompreisen - wo der Netzstrom billig ist, dort tut sich die Fotovoltaik naturgemäß schwerer. So werde Italien erst 2013 und Griechenland sogar erst 2017 die Netzparität erreichen. Am extremsten ist Spanien, das mit seinen "stark subventionierten konventionellen Strompreisen" erst nach 2020 an die Schwelle der Wirtschaftlichkeit kommen werde.

Fast noch bemerkenswerter als die Kalkulation zur Netzparität ist unterdessen das Urteil der Banker zum Thema CCS. Die Technik sei "selbst in Mitteleuropa aus betriebs- und volkswirtschaftlichen Gründen nicht angebracht". Und dann werden die Banker sogar politisch: "Hier sollte sich die Politik die Frage gefallen lassen, welche Technologie in Zukunft durch Steuergelder gefördert werden soll: die ,Säuberung' konventioneller, fossiler Kraftwerke mit Auslaufdatum durch die CCS oder die doch wohl nachhaltigere Versorgung der Industriegesellschaft mit Solarstrom."

In Stuttgart haben die Grünen aufgrund der Studie eine Stellungnahme der Landesregierung beantragt. Das Land war in seinem jüngst publizierten "Energiekonzept 2020" nur von einem recht moderaten Ausbau der Fotovoltaik ausgegangen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • NJ
    navajo joe

    Naja, die Sache ist trotzdem nicht so einfach. Zum Beispiel kann durchschnittlich ein Projekt von http://www.atmosfair schon mit nur 12 Euro 500 kg CO2 einsparen. Es ist also gar nicht so trivial zu entscheiden, ob es für den Klimaschutz effektiver ist, sagen wir 5.000 Euro an atmosfair zu spenden oder für den Preis ein paar PV Module auf ein deutsches Dach zu montieren. Ich neige aber zur Ansicht, dass man versuchen sollte, möglichst das eine zu tun, ohne das andere zu lassen, auch durch andere politische Rahmenbedingungen, die z. B. Energieeinsparung fördern, sowie den Ersatz alter Kraftwerke etc durch erneuerbare Energien u.s.w. zumal das ja hier auch Arbeitsplätze schafft, allerdings eben die selbe Menge Geld (zumindest bis zu einem gewissen Grad) - aufgrund der weltwirtschaftlichen Verhältnisse wie sie sind (Ungleichgewichte von Kaufkraft, Währungen etc. strukturelle Benachteiligungen weniger industrialisierter Länder u.s.w.) - in Afrika oder Indien oder Südamerika noch viel mehr als hier.

  • BW
    Bern Walliser

    Ja, eine gute Nachricht. Trotzdem bin ich immer noch nicht ganz sicher, ob es nicht klimaschützender ist, mit 1.000 Euro (oder Schweizer Franken etc.) Projekte von http://www.atmosfair.de oder auch http://www.tiloo.ch zu unterstützen, als 1.000 Euro in Nord- und West- Europa für PV etc. auszugeben, denn je Euro/Franken etc. wird eine Solaranlage in Namibia, Kenia, Indien, Ecuador, Bolivien u.s.w. mehr CO2 "einsparen", als hier.

     

    Besser wäre natürlich, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen, aber real sind es meistens dann doch sich ausschliessenden alternative Konzepte.

     

    Aber wenn wir beides tun und dazu auch auf dezentrale Konzepte setzen, die zu grosse Abhängigkeiten von Wüstenstaaten vermeiden (wie sie bei Desertec und dergleichen Konzepten entstehen könnten), wäre ich auch dafür, viele unverschattete Felshänge im Hochgebirge zu nutzen, nebst einiger Windräder dort.

     

    Schlussendlich wird der Schnee in den Alpen sowieso immer weniger und einige kaum oder gar nicht mit Gras bewachsene Hänge, die schon im Mai ohne Schnee sind, würden mit ein paar PV Anlagen darauf nebenbei auch noch viel schöner aussehen :-))

     

    Allerdings ist z. B. die schweizer Gesetzgebung so blöd und deckelt die Solarstromförderung unnötig, so dass bisher nicht einmal die unverschatteten Süd-Dächer annähernd genutzt werden. Da sollte z. B. Eurosolar als Lobby stärker unterstützt werden - und auch die Geothermie-Vereinigungen, zumal es es wegen eines kleinen Bebens bei Basel vor ein paar Jahren jetzt völlig irrational übertriebene Ressentiments gegen Geothermie gibt, die aber eigentlich sogar mindestens 50% des Energiebedarfs (inkl. Elektrizität) in Europa decken könnte, sogar bei voller Elektrifizierung des Verkehrs.

  • NJ
    navajo joe

    @ Bürger G: Mit Ihrer Theoriefeindlichkeit würde nicht einmal ein Braunbär auf die Idee kommen, einen Baumstamm umzudrehen, um darunter etwas Essbares zu finden.

  • M
    Maiblume

    @ JayJay: Ich bin auch für einen stärkeren Ausbau der Geothermie, v. a. zur Deckung der Grundlast.

     

    Aber Fakt ist auch: Solarthermische Kraftwerke in Südeuropa oder der Türkei oder im Negev oder in Nordafrika etc. können auch Nachts noch Strom liefern, da es heute Speichertechnik z. B. mit speziellen Salzen gibt (die werden tagsüber stark erhitzt und Nachts wird die Energie dann in Elektrizität umgewandelt, vgl. z. B. aktuell bereits real in Andasol 1 bei Almeria in Andalusien). Wegen der extrem hohen Sonneneinstrahlung wäre ein Kraftwerk in der Negevwüste z. B. trotz Verlust bei unterirdisch verlegten Leitungen für Europa immer noch rentabel - aber ich bin aus anderen Gründen dafür, primär auf dezentrale Konzepte zu setzen und nur sekundär für Konzepte wie Desertec von Trec etc.

     

    Fakt ist übrigens auch: Die Spitzen des Stromverbrauchs liegen eindeutig tagsüber, wo auch die Sonne scheint (n. b. auch bei Bewölkung wird PV Strom erzeugt). Diese Tendenz wäre sogar noch viel stärker, wenn die immer noch existierenden Nachtstromvergünstigungen für Industrie & Landwirtschaft wegfallen würden und z. B. ein großer Teil der - auch menschlich ungesunden ! - Nachtarbeit abgeschafft würde, was mindestens in der ganzen EU durchsetzbar wäre (wenn der politische Wille bzw. die Einsicht dazu da wäre).

  • BG
    Bürger G.

    @malte: "Virtuell" sagt es ja schon.... in der theorie ist alles machbar! Jetzt komm nicht bitte mit der billigen analyse einer hochschule in kassel ;-)

  • M
    Malte

    @JayJay: noch nie was von virtuellen kraftwerken samt kraft-wärme-kopplung gehört? durch eine solche revolutionierung der stromnetze könnte sogar wahnsinnig viel stromverlust durch unnötigen transport durch ewig lange netze vermieden werden.

     

    elektroautos könnten darüber hinaus als flexible stromspeicher dienen.

  • MC
    Marek Czernohous

    Ich würde mir die "Branchenanalyse Photovoltaik 2009" gerne ansehen. Auf der Website der LBBW werde ich nicht fündig. Kann mir jemand einen Tipp geben?

  • J
    JayJay

    Sind die in der Politik / Wirtschaft so dumm oder tun die nur so? Solarenergie hat ein riesiges Problem: Die Sonne scheint nur den halben Tag und eine herkömmliche Speicherung (Akkus)in dieser Dimension wäre eine ökologische Katastrophe. Es gibt zwar schon dynamische / thermodynamische Speichermethoden, allerdings haben die relativ hohe Verluste, da sie nie reibungsfrei / adiabat ablaufen. Und wenn die gespeicherte Energie verbraucht ist müssten AKWs und andere Kraftwerke zugeschaltet werden. Allerdings werden solche Kraftwerke nicht mal eben innerhalb weniger Minuten hochgefahren sondern befinden sich im Dauerbetrieb. Außerdem kann Strom nicht ohne Spannungsverluste über tausende Kilometer durch Hochspannungsleitungen geschicktwerden. Die einzige Möglichkeit die es gibt um diese Klippen zu umschiffen ist momentan die Geothermie. Diese Zusammenhänge sollten eigentlich auch jedem Politiker und Wirtschaftsboss einleuchten. Daher ist derartige Werbung mit Solarenergie zu einem gewissen Grad Demagogie und Volksverdummung...

  • BH
    Bernhard H. Johannes Wagner

    Na wer sagts denn! :-) Das bestätigt übrigens ungefähr die optimistischen Prognosen von WissenschaftlerInnen des Prometheus Institute in Massachusetts, publiziert in: Travis Bradford: Solar Revolution ... 2006 .

     

    Mindestens 10 % aller Dachflächen in Deutschland sollten meines Erachtens bis spätestens 2020 mit Warmwasser- und Photovoltaik-Solaranlagen ausgestattet sein.

     

    Dazu sollten Eigentümer zu Eigenbau oder zu Vermietung gesetzlich verpflichetet werden, und zwar nicht nur bei Neubauten - wie etwa in Marburg -, obwohl das auch schon gut wäre, sondern auch bei Altbauten.

     

    Die Umweltverbände sollten im gegenseitigen Schulterschluss und im Schulterschluss mit der Solarbranche die Parteien im Bundestag davon überzeugen.

     

    Zusätzlicher Stromimport, z. B. Solarstrom aus dem Süden, wäre sicher trotzdem angebracht. Um nur ein rechnerisches Beispiel für die Kapazitäten zu nennen: 10 Prozent der Fläche Siziliens könnten mehr als 25 Prozent des aktuellen Strombedarfs der gesamten EU (mehr als 2100 TWh/Jahr) decken - wobei ich aber dafür bin, zuerst - auch in Mittelmeerländern - die Dächer auszustatten, bevor man Kraftwerke in die Landschaft setzt - Ausnahme: Wüsten, wie z. B. beim Solarthermischen Kraftwerk Andasol bei Almería in Südspanien.

     

    Nicht zuletzt: Gerade auch viele Länder die früher unter dem Label "Dritte Welt" zusammengefasst wurde, können von der Entwicklung profitieren, vgl. etwa: Steel, Katherine, Lab for Energy and the Environment, Massachusetts Institute of Technology (MIT), (2007): The choice between grid and off-grid electrification in Kenya and its impact on system development

    http://systemdynamics.org/conferences/2007/proceed/papers/STEEL515.pdf

    oder vgl. auch die Initiative http://www.tiloo.ch (nicht mit PV, sondern solarthermischen Anlagen )

  • ES
    Erik Sachtleber

    Das sind doch mal sonnige Nachrichten. Nun muss nur die Betonkopfmentalität der Politik aufgerissen werden um klar zu machen, dass auch eine andere Energiepolitik möglich ist und nicht nur Hirngespinnste von "Ökophantasten".

    Kohle runter, Sonne rauf auf die Agenda!