Philipp Bargfrede, Talent : Der Schaaf-Junge
■ gehört seit der Saison 2009/10 offiziell zum Bundesligakader. Am 8. August dieses Jahres hatte er sein Erstligadebüt. Foto: dpa
Es noch gar nicht lange her, da kannten den Namen Bargfrede allenfalls jene norddeutschen Nostalgiker, die heute noch die Eintrittskarte für das Spiel St. Pauli gegen Darmstadt 98 im Oktober 1987 über dem Bett hängen haben. Damals traf Hans-Jürgen Bargfrede am Millerntor doppelt, und St. Pauli siegte in letzter Minute mit 3 : 2. Knapp drei Jahre später beendete Bargfrede seine Laufbahn bei Preußen Münster.
Mittlerweile aber ist sein Sohn Philipp Bargfrede im Begriff, diese Patina westdeutscher Zweitligahistorie wegzuwischen. Seit dieser Saison zählt der 20-Jährige zum Profikader von Werder Bremen. Der Name Bargfrede ist dadurch nicht nur in der Gegenwart angekommen, sondern steht sogar für eine grün-weiße Zukunft. Denn Bargfrede ist seit langem das erste Bremer Talent, dem es gelungen ist, sich nachhaltig in der ersten Mannschaft zu etablieren.
Im Gutmenschdorf an der Weser scheint der Übergang zu den Profis besonders schwierig zu sein. Dass dies nun ausgerechnet Bargfrede gelang, liegt vor allem daran, dass er einen Spielertypus verkörpert, der jede Bremer Mannschaft prägte: Er ist der zuverlässige Arbeiter im Schatten.
Anfang der 90er wurde der Schattenmann durch Dieter Eilts zur Kultfigur, Frank Baumann hat diese Rolle in den vergangenen Jahren nahezu perfektioniert. Und auch Bargfrede ist niemand, der die gegnerische Abwehr mit Hochgeschwindigkeitsdribblings zerreißt, ist kein Zauberzwerg. Doch wenn ihm das Spiel zu entgleiten droht, verbeißt er sich in Zweikämpfe und Gegenspieler. Er frisst Gras, und das macht ihn zur idealen Beute für Werder-Trainer Thomas Schaaf.
Hans-Jürgen Bargfrede hat es am Ende auf 15 Bundesliga-Einsätze und nur ein einziges Tor gebracht. Vieles spricht dafür, dass Philipp Bargfrede schon im Winter an seinem Vater vorbeizieht. Der Schaaf-Junge hat sich festgebissen. LUCAS VOGELSANG