Peter Niemeyer, Hollandheimkehrer : Ohne Scheiße am Fuß
„Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“, philosophierte Andreas Brehme einst. Und die Hinrunde des Hamburger SV gibt dem Weltmeister von 1990 recht. Welchen Spieler Thomas Doll auch aufstellte, er wurde vom Platz gestellt, er verletzte sich, sah zumeist seine Gegenspieler davonlaufen oder manövrierte den Ball ins eigene Tor. Doch „stehst du oben“, antwortete Sportschau-Ikone Heribert Fassbender, „dann gelingt dir alles“. Dann spielt ein Neuzugang nach einer Trainingseinheit im ersten Spiel wie „Kaiser Franz“ und dann trifft ein 18-Jähriger im Stile eines Ruud van Nistelrooy.
Sicher, der Kick am Freitagabend zwischen dem SV Werder und Rot-Weiß Erfurt war rein freundschaftlicher Natur. Doch Thomas Schaaf, letzte Saison noch das Bremer Pendant zu Thomas Doll, hat sein viel beschworenes goldenes Händchen behalten. Kevin Schindler, 18 Jahre jung, stürmte beim 5:2 gegen Rot-Weiß Erfurt und traf, doppelt und eiskalt. Wie Striche zogen seine Schüsse ins Tornetz.
Auch für Peter Niemeyer war es das erste Spiel im Werder-Trikot. Thomas Schaaf hatte „den Spieler schon lange auf der Liste“. Er war wohl der Einzige, den Spieler Niemeyer kannte in Deutschland bis dato kaum jemand. In seiner Jugend spielte der 1,91 Meter große Defensivspezialist in Emsdetten, mit 18 Jahren wechselte er zum niederländischen Ehrendivisionär Twente Enschede, wo er zuletzt Stammspieler war. „Eine Investition für die Zukunft“, sagen Allofs und Schaaf. Eine Phrase, doch bei Werder ist sie fast ein Versprechen: Aaron Hunt ist das beste Beispiel.
Am Mittwoch absolvierte Peter Niemeyer sein erstes Training. Noch etwas irritiert hüpfte er seinen Teamkollegen hinterher: „Ich habe das erste Mal in meinem Leben solche Stangen gesehen. Die kennt man in Holland nicht“, sagte er später. In Erfurt stand Niemeyer in der Startelf, er vertrat Per Mertesacker in der Innenverteidigung. „Ich habe mich gut zurechtgefunden“, sagte Niemeyer. Einziger Wermutstropfen: Niemeyer verschuldete einen Elfmeter. Doch kein Grund zur Sorge, Niemeyer spielt einen „eleganten Schuh“, die Scheiße haben andere am Fuß. ANDREAS BOCK