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Peter-Jürgen Boock

hat sich am 29. März dieses Jahres den Weg in die Freiheit selbst versperrt — weil er die Wahrheit schrieb. In einem Brief an Bundespräsident von Weizsäcker räumte der ehemalige RAF-Terrorist ein, „zu feige“ und „zu ängstlich“ gewesen zu sein, sich zu offenbaren. Bei den Attentaten auf Dresdner- Bank-Chef Ponto und Arbeitgeberpräsident Schleyer sei er maßgeblich beteiligt gewesen, erklärte er zwei Tage später vor der Bundesanwaltschaft. Er spekuliere nicht auf die Kronzeugenregelung, verriet Boock, 40, der erstaunten Öffentlichkeit, er wolle jetzt eine „Lebensbeichte“ ablegen. Innerhalb der RAF ist Boock bereits seit Jahren ein Lügner. In einer 1988 in 'Konkret‘ veröffentlichten Erklärung schrieben RAF-Häftlinge: „Seine Geschichte ist ein hochgebauter Dom auf verlogenen Stelzen.“ An Boocks Glaubwürdigkeit ließen zuletzt die Aussagen der 1990 in der DDR festgenommenen zehn ehemaligen RAF-Mitglieder zweifeln.

Im Januar 1981 wurde Boock in Hamburg festgenommen; bereits im Jahr zuvor hatte er sich von der RAF losgesagt. Nach einer 15monatigen Hauptverhandlung hieß das Urteil im Mai 1984 in Stuttgart- Stammheim zunächst dreimal lebenslänglich plus eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren. Nach einem Revisionsverfahren wurde Boock vier Jahre später, 1987, dann rechtskräftig zu einer „einfachen“ lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt.

1989 erteilte von Weizsäcker Boocks Gnadengesuch eine Absage, stellte aber eine vorzeitige Entlassung dennoch in Aussicht: „Der Bundespräsident wird zu gegebener Zeit erneut über das Gesuch befinden.“ itz

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