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FUTURZWEI

Peter Altmaier füllt den taz FUTURZWEI-Fragebogen aus Was hat Ihr Denken beeinflusst?

Peter Altmaier, Ex-Wirtschaftsminister, über Geschichte, Bücher, Besserwisser und Nachtisch.

CDU-Politiker Peter Altmaier beantwortet Fragen Foto: Marlena Waldthausen

taz FUTURZWEI | Peter Altmaier ist Politiker (CDU). Zuletzt war er Bundesminister für Wirtschaft und Energie.

Was hat Ihr Denken beeinflusst, Peter Altmaier ?

Niederlagen vor der Geschichte und Siege über sich selbst. Die Weltkriege und der Holocaust. Die Aufklärung, Freiheit und Gleichheit.

Wer hat Ihr Denken beeinflusst?

Mein Vater, meine Bücher und ganz besonders Heinrich Heine.

Ihre Lieblingsdenkerin, die sonst niemand kennt?

Malwida von Meysenbug, über die Professor Joachim Radkau eine großartige Biografie geschrieben hat.

An welchen gefährlichen Gedanken denken Sie rum?

Noch einmal als Junger Wilder die Debatte aufzumischen.

Welche Diskussion ist komplett festgefahren?

Wie Serap Güler sagt: Die Diskussion über Energiewende und Klimaschutz, leider. Wenn wir es schaffen wollen, brauchen wir dringend einen parteiübergreifenden Konsens, weil die Regierung bis dahin noch ein paar Mal wechseln wird: Wir brauchen Berechenbarkeit, egal, wer wann und dann regiert.

Welche Position langweilt Sie?

Die des Besserwissers in der Rückschau.

Welche drei Menschen der Zeitgeschichte würden Sie zum Abendessen einladen wollen?

Thomas Jefferson, Walther Rathenau und Alexander von Humboldt.

Wen finden Sie gut, obwohl Ihre Peergroup ihn oder sie blöd findet?

So etwas Abfälliges würde meine Peergroup nicht tun. Ich schätzte den zu früh verstorbenen Thomas Oppermann. Und ich schätze Giorgio Napolitano, der seine Laufbahn als Kommunist begann und zum großen Europäer und Staatspräsidenten Italiens wurde.

Welche drei Bücher würden Sie als Deutschlehrer lesen lassen?

Immer noch: Goethes Faust, Heinrich Heine (am liebsten alles) und Florian Illies, 1913.

Welche Künstler:innen sind auf der Höhe der entscheidenden Fragen?

Der Zeichner Ralph Rute, solange er zeichnet. Greser & Lenz, jedenfalls oft. Und der virtuose Künstler Elon Musk, weil er mit Tesla, PV und Batterien mehr für Klimaschutz erreicht hat als seine Kritiker zusammen.

Die überschätzteste Figur der Gegenwart überhaupt?

Alle gewählten Politikerinnen und Politiker, denn man erwartet von ihnen die Lösung aller Probleme in kürzester Zeit. Das hat bislang noch nicht mal der liebe Gott geschafft.

Warum scheuen Linke den Humor?

Weil die Linke zu einer Zeit entstand, wo nur die Oberschicht sich Humor leisten konnte: Für die meisten anderen ging es um die nackte Existenz. Heute würde ich der Linken gerne Humorkurse für ihre Funktionärsschulungen vorschlagen, fürchte aber, dass sie das gar nicht lustig fänden!

Wissen Sie, was Sie hoffen?

Dass irgendwann alle Menschen auf der Welt die Möglichkeit zum »pursuit of happiness« haben: Mit Wohlstand und Glück in einer klimaneutralen und nachhaltigen Welt.

Findet Sie das Glück?

Es hat mich schon oft gefunden, bei den Büchern oder im Süden. Aber die Realität sollte man darob nicht vergessen.

Wem wären Sie lieber nie begegnet?

Dem Weihnachtsmann, weil ich gleich erkannte, dass es mein Onkel war.

Wann haben Sie aufgehört zu glauben, dass Sie klüger werden (oder glauben Sie es noch)?

Nie, denn die Hoffnung stirbt zuletzt.

Wenn Sie die Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder nein?

Wenn ich als Einzelner diese Macht hätte, wäre das schlimm, denn dann hätten wir eine Diktatur. Da würde ich lieber ins Kloster gehen oder eine Weltreise machen. Die Demokratie lässt aber zu, dass Regierung und Parlament sich über Stimmungen und Mehrheitsmeinungen hinwegsetzen, und das ist gut so. Aber am Ende steht zwingend eine freie Wahl.

Wenn Sie und alle, die Sie kennen, tot sind – interessiert Sie dann die Weiterexistenz der Menschheit noch?

Was einen interessiert, wenn man tatsächlich tot ist, kann niemand wissen. Aber solange ich lebe, ist das Fortbestehen der Menschheit für mich imperativ.

Lernen Sie von einer Liebesbeziehung für die nächste?

Privates ist privat. Aber es gibt dazu ein Chanson von Edith Piaf, das großartig ist.

Worum geht es im Leben eigentlich?

Das entscheidet jeder Mensch für sich selbst, im Rahmen der Gesetze. Für Bundesminister gilt zusätzlich die Eidesformel des Grundgesetzes.

Gibt es zu viel des Guten?

Ja, beim Nachtisch.

Wie alt möchten Sie werden?

Von heute an noch etwa 25 Jahre. Das war schon so vor 40 Jahren und wird sich auch künftig nicht ändern. Es geht aber nicht nur um die Zahl der Jahre, sondern auch um die Erfüllung, die man findet: Und da kann ich echt nicht meckern!

Es gibt nur Gangster oder Trottel. Was sind Sie dann?

Dann wäre ich am liebsten tot – aber nach Möglichkeit nicht allzu lange.

Dieser Beitrag ist im Juni 2023 in unserem Magazin taz FUTURZWEI N°25 erschienen.