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Peruanische Guerilla besetzt Radiosender

■ Studentendemonstrationen in Lima halten an / 273 Studenten inhaftiert / Universitätsrektor vermutet: Waffenfunde fingiert

Lima (afp/ips/taz) - Guerilleros der Revolutionsbewegung Tupac Amaru (MRTA) haben am Donnerstag in der peruanischen Hauptstadt Lima sieben Rundfunksender vorübergehend besetzt. Die bewaffneten Kommandos aus vier bis fünf Männern zwangen das Personal, eine Erklärung auszustrahlen, in der die Militarisierung Perus unter dem sozialdemokratisch–populistischen Präsidenten Garcia gebrandmarkt wurde. Gleichzeitig wurde die maoistische Guerilla „Sendero Luminoso“ (Leuchtender Pfad) beschuldigt, der Regierung die Legitimation für die Repression zu liefern. In Peru herrscht seit einem Jahr Ausnahmezustand, der mit einer nächtlichen Ausgangssperre verbunden ist. Am Donnerstag demonstrierten in Lima erneut Tausende von Studenten gegen die Polizeirazzien in drei Universitäten am Wochenende, bei denen 793 Studenten festgenommen wurden. 273 von ihnen bleiben in Haft. Inzwischen wird befürchtet, daß bei der Polizeiaktion, die offiziellen Angaben zufolge drei Revolver und geringe Mengen an Sprengstoff zutagegefördert hat, sechs Studenten „verschwunden“ sind. Angehörige teilten mit, sie hätten kein Lebenszeichen der Vermißten erhalten, noch seien deren Namen auf den Listen der Verhafteten. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sind in Peru seit 1983 mindestens 2.500 Personen „verschwunden“, nachdem sie sich zuletzt in Polizei– oder Militärhaft befanden. Der Rektor der durchsuchten San–Marcos–Universität, Jorge Campos Rey de Castro, schloß nicht aus, daß die Waffenfunde fingiert sein könnten. Er kündigte an, den Innenminister auf umgerechnet 500.000 Mark Schadenersatz zu verklagen. Blutbespritzte Hörsäle ließen darauf schließen, daß die Sicherheitskräfte mit äusserster Brutalität vorgegangen seien. Am Freitagmorgen detonierte im Rektorat von Limas Universität ein Sprengsatz und richtete schweren Sachschaden an. FORTSETZUNG VON SEITE 1

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