Personenführung #73: Luise Strothmann: Feinfühlige Textarbeiterin

Sie ist ein Glücksfall für die Redaktion der taz.am wochenende und jetzt auch preisgekrönt.

Bild: taz/Wolfgang Borrs

Einmal, 2010 war das, war sie Chefredakteurin der taz und ihr Bild erschien auf der Titelseite. Luise Strothmann, damals Mitte zwanzig. Es war kein Putsch gegen die Chefchefredaktion, sondern Teil einer jener Übernahmen, mit der die taz sich eine Zeit lang immer mal wieder einen anderen Charakter gegeben hat.

„Es sind schon Terrorexperten vor ihr auf die Knie gegangen, weil sie von ihrer feinfühligen Textarbeit so begeistert waren.“

In dem Fall übernahmen zum 31. Geburtstag der taz Kolleginnen und Kollegen die Zeitung, die jünger waren als die taz.

Und wer dabei war, erinnert sich gerne an diese Chefredaktion. Fürsorglich, umsichtig, anpackend, um Brillanz ringend, hartnäckig und dabei immer ausnehmend guter Laune.

Bei der taz.am wochenende haben wir das Glück, Luise Strothmann zu unserem Ressort zählen zu dürfen. Mit der Einschränkung, dass sie sich derzeit, nach der Geburt ihres zweiten Kindes, in der Elternzeit befindet. 

In diesen Tagen aber war sie plötzlich präsent, weil ihr und ihrem Mitautor Jörg Schmid der Medienpreis der Deutschen AIDS-Stiftung verliehen wurde. Der ausgezeichnete Beitrag „Das Ende der Angst” war am 19. Juli 2014 in der sonntaz erschienen, dem Wochenendmagazin der taz.

Wolfgang Kohl erlebte Aids als Epidemie, die ihm seine Freunde nahm. Für Marco Erling ist HIV eine gut behandelbare Krankheit. Positive, die Tabletten nehmen, können selbst ohne Kondom niemanden mehr anstecken...

 

Lesen Sie den preisgekrönten Text von Jörg Schmid und Luise Strothmann aus der taz.am Wochenende hier als pdf.

Ein komplexes Thema, eine berührende und lehrreiche Geschichte

Strothmann und Schmid hatten drei schwule Männer unterschiedlicher Generation porträtiert und beschrieben, wie anders sie auf HIV/AIDS blicken, wie sehr sich ihr Umgang mit der Infektion unterscheidet.

Auch deshalb, weil HIV im Laufe der Jahre zu einer gut behandelbaren Infektion geworden ist. Wenn Positive, die regelmäßig Tabletten nehmen, auch ohne Kondom niemanden mehr anstecken, muss man das Virus oder gar eine AIDS-Erkrankung dann überhaupt noch fürchten?

Ein komplexes Thema, aus dem Strothmann und Schmid eine berührende und lehrreiche Geschichte gemacht haben.

Es sind schon Terrorexperten vor ihr auf die Knie gegangen, weil sie von ihrer feinfühligen Textarbeit so begeistert waren. Ob als Autorin oder als redigierende und produzierende Redakteurin – solche großen Reportagen, die jetzt im Gesellschaftsteil der taz.am wochenende erscheinen, sind bei Luise Strothmann bestens aufgehoben.

Wir gratulieren von Herzen zu der Auszeichnung und freuen uns sehr, wenn sie im Herbst wieder zu uns kommt.

FELIX ZIMMERMANN, Ressortleiter der taz.am wochenende