Personalwechsel: Diplomatisches Seafood
■ Neue Konsuln, eine Fischmesse und ganz viel Besuch
Ob Luxemburg oder die Mongolei – 34 Nationen unterhalten ein Honorarkonsulat in Bremen.Bundesweit übertrifft nur Hamburg diesen Wert. Jetzt zeigt sich der Stellenwert der Diplomatie in der Hansestadt wieder besonders deutlich, denn Bürgermeister Henning Scherf empfängt in nur zwei Tagen gleich vier neue Honorarkonsuln. Auch Bürgerschaftspräsident Christian Weber hilft Hände schütteln: Er begrüßte gestern die Gesandte Bulgariens.
Wo diese Umtriebigkeit herrührt, verrät das zeitgleiche Eintreffen der Fischereiminister von Marokko und Island. Den Bremer Karneval haben sie knapp verpasst, und der Valentinstag dürfte die Reise an die Weser kaum rechtfertigen. Anders die „Fish International“, die heute ihre Hallen öffnet. Sie ist kein überdimensionaler Fischmarkt, sondern eine „europäische Leitmesse“, ein Magnet für Experten mit Fachbesucherqualifikation. '„Kein Hotelzimmer ist mehr frei“, versichert Henning Scherf, „so groß ist der Andrang“.
Nimmt man die Nationen, deren Vertreter jetzt wechseln, genauer unter die Lupe, so verdichtet sich der Eindruck eines Zusammenhangs zwischen Fischfang und Diplomatie. Die Wirtschaft von Ländern wie Island oder Norwegen lebt bekanntermaßen durch die Jagd nach den Meerestieren. Auch für Marokko ist das Fischereihandwerk ein wichtiger Wirtschaftszweig. Was die Zubereitung der Gräten- und Knorpeltiere betrifft, erweisen sich die Kandidaten, deren Konsulate neu besetzt werden ebenfalls als variantenreiche Gemeinschaft. Angesichts der landestypischen Fischküchen läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Während die Kiemenatmer in Bulgarien gerne gebacken werden, verspeisen Marokkaner sie gerne als „Tajine“, als Schmortopf, zubereitet mit Mandeln und Spinat. Schweden serviert Lachs in sämtlichen Varianten, während die Norweger Fischrouladen wickeln. Island schließlich kennt „Sælkerasa“, Schellfisch im Gemüsebeet, Apfel und Weichkäse inklusive.
Ein Blick auf die Restaurant-Szene der Stadt Bremen macht die Brisanz der kulinarischen Situation augenfällig. Malaysisch, ja selbst afghanisch kann man an der Weser schlemmen. Ein ausgewiesen bulgarisches, marokkanisches, schwedisches, norwegisches oder isländisches Lokal jedoch gibt es anscheinend nicht. Vielleicht bringt das neue Konsulatscorps ja nach der Fischmesse auch für die Bremer Gastronomie neue Impulse.
kut
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