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Patriot statt Idiot

■ Über der Eishockey-Bundesliga kreisen diverse Pleitegeier

München (dpa) – „Wenn nicht schnell etwas passiert, ist das Eishockey in Ratingen kaputt“, schlug Trainer Alexander Barinew Alarm. Seit zwei Monaten haben die Spieler kein Gehalt bekommen, Wohnungen wurden ihnen gekündigt, da der ECR die von ihm übernommene Miete nicht gezahlt hat. Nicht bezahlt wurden auch Krankenkassenbeiträge. Präsident Georg Dommel, der zum Saisonende mit einem Defizit in Höhe von zwei bis drei Millionen Mark rechnen muß, will mit umstrittenen Mitteln die Notbremse ziehen. Darlehen aus privater Hand, die im Konkursfalle nicht zurückgezahlt werden, ein angeblicher Sponsor, Gehaltskürzungen und Spielerverkäufe sollen den maroden Klub retten.

„Der Vorstand will uns absichtlich in die 2. Liga führen“, befürchtet Barinew. Spielern wurde ein Wechsel nahegelegt, und auch Barinew steht unter Druck. Schriftlich wurden dem russischen Coach sportlich gewagte Maßnahmen „befohlen“, mit dem Hintergedanken, ihn bei Nichtbefolgen entlassen zu können. „Ich hänge mit meinem Herzen an der Mannschaft“, gestand Barinew, „aber was hier los ist, geht zu weit. Ich bin Patriot, aber kein Idiot.“

Ähnlich brisant wie in Ratingen ist aber auch die Lage bei vier weiteren Klubs der Zwölfer-Liga, die schätzungsweise mit fast 30 Millionen Mark in der Kreide steht. Über dem Kölner EC, dem Mannheimer ERC, Berlins Eisbären und Hedos München kreisen ebenfalls die Pleitegeier. Reduzierungen der Gehälter und Notverkäufe sollen den Gang vor den Konkursrichter verhindern.

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