Parteiaustritt in Großbritannien: Unterhaus ohne Ukip
Er war der einzige Ukip-Abgeornete im Parlament. Mit dem beschlossenen EU-Austritt sieht Douglas Carswell seine Hauptaufgabe nun als erledigt an.
Unter der Überschrift „Job erledigt“ erklärte Carswell in seinem Internet-Blog, er werde künftig als Parteiloser seine Arbeit im Parlament fortsetzen. Der Brexit sei „in guten Händen“, erläuterte Carswell. Premierministerin Theresa May will den Austritt aus der EU offiziell am kommenden Mittwoch erklären.
„Wir haben das erreicht, wozu wir ins Leben gerufen wurden“, schrieb Carswell. „Damit haben wir den Lauf der Geschichte unseres Landes zum Besseren gewendet.“ Bei einem Volksentscheid im vergangenen Juni hatten 52 Prozent der britischen Wähler für den Brexit gestimmt.
Das Verhältnis Carswells zur Parteiführung ist seit längerer Zeit angespannt. Parteigründer Farage, der ebenso wie 19 andere Ukip-Mitglieder einen Sitz im EU-Parlament hat, forderte Carswell im Februar auf, die Ukip wegen „Parteischädigung“ zu verlassen. Carswell sei nie ein wahrer Ukip-Vetreter gewesen, erklärte Farage am Samstag. „Er hätte schon vor einiger Zeit gehen sollen.“
Parteichef Paul Nutall äußerte die Hoffnung auf ein Ende der Grabenkämpfe in der Ukip. Carswells Austritt biete die Möglichkeit, dass die Partei ihren „zerstörerischen internen Konflikt“ hinter sich lasse. Der erbitterte Streit zwischen Farage und Carswell machte die Spannungen innerhalb der Ukip deutlich, die seit dem Brexit-Referendum um ihren politischen Kurs für die Zukunft ringt.
Carswell war im Sommer 2014 von der Konservativen Partei zur Ukip übergelaufen. Er war im Oktober 2014 der erste Abgeordnete, der für die Ukip ins Unterhaus einzog. Ein zweiter Abgeordneter, der kurz darauf folgte, verlor den Sitz bei der Neuwahl 2015.
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