: Paris schickt Schiffe nach Mittelost
■ Vier französische Schiffe in den Nahen Osten unterwegs / Frankreich kauft kein iranisches Öl mehr / Bonn lehnt Einsatz von Minensuchbooten ab / Genscher bei irakischem Außenminister
Berlin (taz) - Frankreich hat am Mittwoch den Flugzeugträger „Clemenceau“ und drei Begleitschiffe zu einer Mission „ins Mittelmeer und den Indischen Ozean“ entsandt. Der Flottenverband war bereits am Wochenende in Alarmbereitschaft versetzt worden. Das Geschwader habe den Auftrag, die französischen Interessen zu schützen, teilte Verteidigungsmi nister Giraud mit, ohne nähere Angaben zu machen. Ein Einsatz der „Clemenceau“ im Golf wird jedoch für unwahrscheinlich gehalten, da der Träger nicht von Minensuchbooten begleitet wird. Frankreich hat bisher nur zwei Patrouillenboote und einen Versorgungstanker der Kriegsmarine im Golf im Einsatz. Die französische Regierung hat die staatlichen Ölkonzerne Elf und Total angewiesen, kein iranisches Öl mehr zu beziehen. Frankreich kaufe jetzt kein iranisches Öl mehr, hieß es im Industrieministerium. Bisher bezog Frankreich rund acht Prozent seiner Ölimporte aus Iran. Die Krise um den iranischen Botschaftsdolmetscher Gordji spitzte sich am selben Tag weiter zu. Irans Außenminister Ali Akbar Velayati drohte damit, „alle“ französischen Diplomaten in Iran vor Gericht zu stellen, sollte Frankreich weiter auf einer Vernehmung von Grodji bestehen. Die Bundesregierung in Bonn hat den Wunsch der US–Regierung nach einem Einsatz von Minensuchbooten der Bundesmarine im Golf abgelehnt. Dies sei mit der deutschen Verfassungslage nicht vereinbar, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Prayon. Unterdessen wurden in der Fahrrinne für die Tankergeleitzüge im Persischen Golf weitere Minen gefunden. Ein saudisches Minensuchboot habe sieben Minen entdeckt, hieß es. Zwei Minen wurden zur Explosion gebracht. Die am vergangenen Freitag von einer Mine beschädigte „Bridgeton“ lag gestern vor dem kuwaitischen Ölterminal, wo sie Ladung aufnehmen soll. Bundesaußenminister Genscher traf gestern in Paris mit seinem irakischen Amtskollegen Tarek Asis zusammen, der zuvor vom französischen Regierungschef Chirac empfangen worden war. Irak hatte eine Tagung der deutsch–irakischen Wirtschaftskommission abgesagt, weil Genscher offen den Irak als denjenigen bezeichnet hatte, der den Golfkrieg begonnen hat. Bei dem gestrigen Gespräch würdigte Genscher die „positive Haltung“ des Irak zur Resolution des UN–Sicherheitsrats. Der deutsche Außenminister wird auf Einladung von Asis im Herbst Irak besuchen.
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