Paralympics Judoka Dominik Zilian (22) : „Ich kämpfe nach Gefühl“
Eigentlich hatte sich Dominik Zilian keine große Hoffnungen mehr gemacht, nach Peking fliegen zu dürfen. Bei der WM in Brasilien hatte der sehbehinderte Judoka in seiner Gewichtsklasse über 100 kg die Qualifikation schließlich knapp verpasst. Nun ist der 22-jährige Hamburger als Nachrücker aber dennoch ins deutsche Judoka-Team gerutscht und hat am 9. September seinen großen Tag bei den Paralympischen Spielen in China.
Dominik Zilian besitzt eine Restsehfähigkeit von knapp fünf Prozent. „Ich habe einen Tunnelblick“, beschreibt er sein Handicap. „Ich sehe also nur das Zentrum des Gesichtsfeldes.“ Um sich das vorzustellen, müsse man durch eine Küchenrolle gucken.
Mit dem Judo angefangen hat er vor acht Jahren in einer speziellen Gruppe für Sehgeschädigte im Eimsbütteler Turnverband. Mittlerweile ist Dominik Zilian dieser längst entwachsen und trainiert nur noch mit Sehenden. „Sie nehmen zwar Rücksicht auf mich, schenken mir aber nichts und ermöglichen es mir, mich so richtig gut vorzubereiten“, sagt der 115 kg schwere Kampfsportler. Das hat Dominik Zilian nach der kurzfristigen Nominierung intensiv getan.
Zilian litt in der Schule unter Mobbing und Hänseleien und ging deshalb später auf ein Internat für Sehbehinderte, auch „das Ghetto“ genannt. „Ich wollte immer auch Kontakt mit anderen Leuten haben“, sagt der Deutsch-Peruaner. Dem Sport habe er zu verdanken, dass er wieder einen Bezug zum normalen Leben gefunden habe.
Bei den Paralympics kämpft er nun mit Menschen, die gar nichts mehr sehen oder ein Restsehvermögen haben wie er. Einen Vorteil bringe das eigentlich nicht, sagt der Student: „Ich kämpfe nach Gefühl“.
Eine Medaille bei den Paralympics kommt für ihn seiner Einschätzung nach wohl aber noch nicht in Frage. Die Vorbereitungszeit war einfach zu kurz, deshalb setze er sich auch nicht unter Druck. Wichtig sei ihm, dem WM-Rang sieben zu halten, weil er dann weiter seine Förderung bekomme. Die Bundestrainerin habe ihm gesagt: „Wenn du es versaust, wird dir keiner böse sein. Aber wenn du was reißt, heben sie dich in den Himmel.“ CRE
Fotohinweis:DOMINIK ZILIAN, 22, Judoka und Student der Technischen BWL/Logistik an der Universität Hamburg. Foto: Archiv