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Paradoxon ohne Lösung

Bärenmeldung aus Russland ist keine Nachricht

Russenfoto: reuters

„Endlich wieder eine Bärenmeldung!“, hallte es gestern kurz vor Redaktionsschluss durch den weiten Heimtunnel der Wahrheit-Redaktion. Doch was ist das? Die Meldung produziert ein Dilemma! Neben unserer berühmten Bärenmeldung gibt es auch noch eine viel berühmtere Hunderegel, an die wir immer gern auf der Wahrheit-Seite erinnern: „Die älteste Regel des Journalismus lautet: ‚Hund beißt Mann‘ ist keine Nachricht, eine Nachricht hingegen ist ‚Mann beißt Hund‘.“ Aber wie sollen wir dann mit der Meldung umgehen, die dpa gestern getickert hat? „Bär beißt Mann in Russland ins Bein.“ Das ist doch sozusagen eine russische „Hund beißt Mann“-Meldung. Wenn ein russischer Bär einen Mann beißt, ist das eben keine Nachricht. Russe beißt Bär – das wäre eine Nachricht. Zugleich aber ist es doch eine typische Bärenmeldung für die Wahrheit-Seite. Was nun?, wie Lenin schon fragte. Wir sind ratlos. Ein ­Dilemma, aus dem wir so schnell nicht herausfinden, wie uns bereits der antike Philosoph und Kreter Epimenides in seinem Paradoxon beibrachte: „Alle Kreter lügen.“ Es gibt dafür keine Lösung. Hund hin, Bär her. Es ist zum Auf-die-Zunge-Beißen!

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