Panter Preis Nominierte: Auf dem Weg zur grünen Null

Der Verein HalleZero verfolgt das Ziel, den Klimaschutz in der Stadt an der Saale voranzutreiben. Bis 2030 soll Halle klimaneutral werden.

Eine klimafreundliche Mobilität steht bei HalleZero im Fokus Foto: Mirco Hey

28.08.21 | Von CORDULA RODE

Auch in Kinderschuhen kann man große Schritte machen. Der Verein HalleZero ist noch kein Jahr alt und dennoch hochmotiviert: Bis 2030 soll die Stadt Halle an der Saale klimaneutral werden. Ein äußerst ambitionierter Plan, strebt das deutsche Klimaschutzgesetz dieses Ziel doch erst für das Jahr 2045 an.

Viel zu spät aus Sicht der engagierten Bürgerinitiative: Nach dem aktuellen Kenntnisstand werden in diesem Zeitraum schwerwiegende und nicht umkehrbare Folgen für Klima und Umwelt entstehen. Eine Petition soll die Stadt darum klimatechnisch auf die Überholspur bringen. „Wir sind es unseren Kindern schuldig, jetzt zu handeln“, sagt Susanne Bär, Gründungsmitglied des Vereins.

Zwischen der Idee und der Vereinsgründung lagen nur wenige Monate: Im Oktober 2020 ging HalleZero an den Start. Als lokalpolitische Untergruppe der etablierten Klimaschutzorganisation GermanZero konnte der Verein nicht nur von deren Erfahrungen profitieren, sondern auch bereits bewährte Strukturen nutzen. „Das hat uns den Start sehr erleichtert“, sagt Bär. „Die Organisation in Teams ermöglicht eine effiziente Arbeit bei optimaler Vernetzung.“

Die rund 40 Mitglieder engagieren sich, je nach Interesse und Kenntnissen, beispielsweise in der Lobbygruppe, im PR-, Experten oder im Eventteam – zum Teil auch in mehreren dieser Gruppen. Das Lebensalter und auch die so­zia­len und beruflichen Hintergründe der Mitglieder bilden einen Querschnitt der Gesellschaft ab, sodass eine Vielfalt an Meinungen und Ansätzen gewährleistet ist.

Der taz Panter Preis ist ein Preis für zivilgesellschaftliches Engagement, der seit 2005 von der taz Panter Stiftung vergeben wird – dieses Jahr zum Thema Nachhaltige Mobilität.

In den nächsten Wochen stellen wir Ihnen die sechs Nominierten an dieser Stelle vor. Die zwei, je mit je 5.000 Euro dotierten taz Panter Preise – ein Publikumspreis und ein Jurypreis – werden unter ihnen ausgewählt.

Unser Publikumsvoting findet vom 18. September bis zum17. Oktober statt, und bekannt gegeben werden die zwei Preisträger schließlich am 13. November. Mehr Infos unter: www.taz.de/panter

Umfassender Klimastadtplan

Das Eventteam konnte aber noch nicht so richtig loslegen, denn: „Wir sind mitten im Lockdown gestartet“, sagt die Biochemikerin Bär. Trotzdem gelang es dem Verein, seine Ziele und Visionen in die Öffentlichkeit zu bringen. In Zusammenarbeit mit GermanZero entstand in kürzester Zeit der „Klimastadtplan“ für Halle – Ex­per­t*in­nen haben in der 50-seitigen Broschüre Lösungsschritte entwickelt, die genau auf die Stadt zugeschnitten sind.

Eines der Hauptthemen ist dabei eine klimafreundliche Mobilität. So wurden ebenso konkrete Pläne für den Ausbau des ÖPNV und den Umstieg auf Elektromobilität vorgestellt wie für die Optimierung der Radinfrastruktur und geplante „Flächenprivilegien“ für Fußgänger. „Gerade das Thema Verkehr ist für viele heikel“, weiß Susanne Bär. „Da entstehen oft unbegründete Ängste vor dem Verlust der eigenen Bewegungsfreiheit.“

Und genau da setzt HalleZero an: „Es ist unser großes Bestreben, nicht nur zu zeigen, dass diese Vorbehalte unbegründet sind, sondern den Gewinn der Lebensqualität durch klimafreundliches Stadtmanagement in den Vordergrund zu stellen – wir entwickeln keine Dystopien, sondern positive Visionen.“

So ließ das Visions-Team zum Beispiel von Design-Student:innen Entwürfe anfertigen, die zeigen, wie sich zentrale Plätze in der Innenstadt zum Positiven verwandeln lassen. Auf großen Boards wurden sie an den jeweiligen Orten aufgestellt und zeigen ganz konkret, wie viel menschenfreundlicher ein klimaneutrales Halle sein kann.

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Kommunikation das Wichtigste

Manchmal seien es auch einfach nur Missverständnisse oder eine mangelnde Kommunikation, die neuen Lösungen im Wege stehen, meint die 43-jährige Bär. Im November beschloss der Stadtrat in Halle etwa das Konzept zur „weitestgehend autoarmen Altstadt“, für das HalleZero im Vorfeld intensive Lobbyarbeit geleistet hatte. Doch am Tag darauf startete die CDU ein Bürgerbegehren, um diesen Stadtratsbeschluss wieder rückgängig zu machen. „Da wurden von der Autofahrerlobby ungerechtfertigte und realitätsferne Ängste geschürt – im Endeffekt verhinderte der Bürgerentscheid dann den Plan, die historische Altstadt zu schützen.“

Trotzdem konnte der Verein auch diese Situation als Chance nutzen: Innerhalb kürzester Zeit stellten die coronaerprobten Mitglieder eine virtuelle Podiumsdiskussion auf die Beine, die große Aufmerksamkeit auf sich zog. Die renommierten Verkehrsexperten Christoph Hupfer aus Karlsruhe und Andreas Knie aus Berlin konnten dabei überzeugend darlegen, wie sinnvoll das angestrebte Konzept der Verkehrswende für alle Beteiligten ist – und auch, wie wichtig dafür eine unmittelbare Bür­ge­r*in­nen­be­tei­li­gung ist.

„Am Ende war es vor allem ein Kommunikationsproblem“, bedauert Susanne Bär. „Die Händ­le­r*in­nen in der Altstadt hätten sich einfach ein Mitspracherecht und bessere Information gewünscht.“

Mehr Infos zum Verein HalleZero: hallezero.de

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