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Panamas Botschafter läßt Konsulat stürmen

■ In London wurde der diplomatischen Doppelherrschaft ein Ende gesetzt / Panamas abgesetzter Präsident Delvalle will „Regierung der nationalen Versöhnung“ bilden / Der oppositionelle „Bürgerkreuzzug“ betrachtet Delvalles Plan höchstens als eine Übergangslösung

London/Panama (rtr) - Der Botschafter Panamas in London hat in der Nacht zum Dienstag das Konsulat seines Landes stürmen lassen, um Generalkonsul Eduardo Arango zum Rücktritt zu zwingen. Guillermo Vega, ein enger Freund von Panamas Militärmachthaber Manuel Antonio Noriega, sagte im britischen Fernsehen, die Aktion sei legal gewesen. Das britische Außenministerium teilte mit, es sei über die Entlassung Arangos informiert worden. Arango, der den von einer Noriega freundlichen Mehrheit im Parlament abgesetzten Präsidenten Eric Arturo Delvalle unterstützt, hatte sich geweigert zurückzutreten. Die Londoner Polizei teilte mit, im Zusammenhang mit dem Vorfall würden sieben Personen vernommen. Vier Männer waren in der Nacht mit einem Landrover in die Glastüre des Konsulats gefahren und hatten das Gebäude gestürmt. Nach Verhandlungen mit den Männern hatte die Londoner Polizei das Konsulat betreten dürfen. Das Konsulat wurde schließlich dem Botschafter als dem höchsten diplomatischen Repräsentanten Panamas übergeben. Der Konsul war nicht im Haus, als das Gebäude gestürmt wurde. Panamas abgesetzter Präsident Eric Arturo Delvalle will zusammen mit den verschiedenen Oppositionsgruppen eine Regierung der nationalen Versöhnung errichten, um den eigentlichen Machthaber des Landes, General Noriega, zu vertreiben. Dies geht aus einer Erklärung des untergetauchten Delvalle hervor, die am Montag in Panama–Stadt an Journalisten verteilt wurde. Gleichzeitig wurden Erklärungen der Opposition veröffentlicht, in denen die Bemühungen Delvalles, Noriega zu stürzen, gutgeheißen wurden. Delvalle hatte am 25. Februar Noriega zu entlassen versucht, war auf dessen Geheiß aber einen Tag später vom Parlament für abgesetzt erklärt worden. Der oppositionelle Bürger–Kreuzzug, eine vom Präsidenten der Industrie– und Handelskammer angeführte Vereinigung politicher Parteien und mittelständischer Berufsorganisationen, teilte in einer Erklärung mit, man werde mit Delvalle zusammengehen, solange dieser eine Politik im Sinne der Vereinigung mache. Auf jeden Fall könne die Regierung unter Delvalle nur eine Übergangslösung sein.

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