: Päpstlicher Segen für Gorbatschow
■ Sowjetischer Präsident zu Besuch im Vatikan/ Papst und Gorbatschow wollen friedliche Lösung im Golf/ Italienische Milliardenhilfe für Sowjetunion/ Heiliger Stuhl nach Moskau eingeladen
Rom (dpa/afp) — Michail Gorbatschow und Papst Johannes Paul II. haben sich gemeinsam für eine friedliche Lösung des Golfkonflikts ausgesprochen. Der sowjetische Präsident hat den Papst gestern bei seinem Kurzbesuch in Italien zu einem dreiviertelstündigen Gespräch getroffen. Im Anschluß an die Audienz verlautete lediglich, Gorbatschow und der Papst seien sich einig gewesen, daß ein kriegerischer Konflikt in der Golfregion verhindert werden müsse. Johannes Paul hatte unmittelbar vor dem Treffen mit Gorbatschow zum „ernsten und offenen Dialog“ im Golfkonflikt aufgerufen. Der Kreml-Chef erneuerte seine Position, daß jeder militärischen Aktion gegen den Irak ein entsprechender Beschluß der UNO vorausgehen müsse.
Außerdem kündigte Gorbatschow an, sein nächstes Treffen mit dem Papst solle in der Sowjetunion stattfinden. „Wir haben uns heute darauf geeinigt. Der Termin dieses Besuchs soll später festgelegt werden.“ Bereits 1989 hatte er den Papst zu einem Besuch eingeladen.
Im Mittelpunkt des politischen Programms Gorbatschows in Rom stand neben Gesprächen mit Staatspräsident Francesco Cossiga und Ministerpräsident Giulio Andreotti die Unterzeichnung eines sowjetisch-italienischen Freundschaftsvertrages und zweier Wirtschafsabkommen, die eine Finanzhilfe für die UdSSR bis 1994 in Höhe von 7.000 Milliarden Lire (knapp zehn Milliarden Mark) vorsehen.
Der italienisch-sowjetische „Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit“, der am Abend unterzeichnet werden sollte, enthält ein Bekenntnis zum „Gewaltverzicht als fundamentale Grundlage der Beziehungen zwischen den Staaten“. Der Vertrag gleicht weitgehend der vor einer Woche zwischen Bonn und Moskau getroffenen Vereinbarung. Ausdrücklich verpflichten sich die Vertragsparteien, bei einem Angriff auf einen der beiden Staaten dem Aggressor „keinerlei militärische oder sonstige Unterstützung“ zu leisten.
Die beiden Vereinbarungen zur Wirtschafts- und Finanzhilfe über insgesamt 7.000 Milliarden Lire (knapp zehn Milliarden Mark) bis 1994 umfassen noch für 1990 Kredite für italienische Exporte von Investitions- und langlebigen Konsumgütern in Höhe von 1.000 Milliarden Lire (1,3 Milliarden Mark). Etwa auf die gleiche Summe belaufen sich derzeit unbezahlte Rechnungen der Sowjets in Italien. Hervorgehoben wird die „fundamantale Rolle“ der EG bei der Koordinierung der Wirtschaftshilfe für die Sowjetunion.
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