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Archiv-Artikel

PROTEST GEGEN GEHALTSUNTERSCHIEDE VON ANGESTELLTEN UND BEAMTEN Hurra, hurra, der Lehrer streikt

In den Gängen der Fritz-Karsen-Schule in Neukölln blieb es am Mittwochmorgen still. Es war Studientag, die Schüler hatten Aufgaben bekommen, die sie daheim lösen sollten. Ärgerlich für die rund 30 Lehrer, deren Protest so fast im Nichts verpuffte. Denn sie legten ihre Arbeit zwischen 11.30 Uhr und 13.00 Uhr nieder.

Etwa 400 Berliner Lehrer unterbrachen gestern Vormittag für ein paar Stunden ihre Arbeit, um auf die Lücke aufmerksam zu machen, die zwischen den Gehältern verbeamteter und angestellter Lehrer klafft. „Wir fordern gleiches Geld für gleiche Arbeit“, sagte Tom Erdmann, Pressesprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Laut GEW verdienen Lehrer mit Beamtenstatus in 40 Berufsjahren über 100.000 Euro mehr als ihre angestellten Kollegen.

Der Senat hatte 2009 eine Anhebung des Lehrer-Einstiegsgehalts auf 4.400 Euro durchgesetzt. „Absolut gerechtfertigt“, so eine Sprecherin der Bildungsverwaltung: „Die Lehrer haben einen enorm wichtigen und verantwortungsvollen Job.“ Die Anhebung gelte bis 2017.

Die Einkommen verbeamteter Lehrkräfte sind zu Beginn niedriger, steigen aber in der Regel schon nach ein paar Jahren über das Angestelltengehalt hinaus. „Die Zusage für die Erhöhung kann auch jederzeit zurückgenommen werden, wenn die Stadt mal wieder kein Geld hat“, erklärt Tom Erdmann. „Es kann nicht sein, dass die Lehrer die einzigen Angestellten im öffentlichen Dienst ohne einheitlichen Tarifvertrag sind.“

Die streikenden Lehrer fordern auch Arbeitsentlastungen. Regina Kittler, Sprecherin für Bildung der Linken, die den Streik unterstützt: „Junge Lehrer sind oft überfordert mit dem Berg an Arbeit. Es muss die Möglichkeit geben, mit verminderter Stundenzahl anzufangen.“ FELIX AUSTEN