PRESS-SCHLAG : Gegen den FC Bayern wie gegen Willy Wacker Hechtsheim
VORBILD Mainz 05 kann im Abstiegskampf auf die Unter- stützung von Japan zählen. Ihr Stürmer Shinji Okazaki beschäftigt dort eine stattliche Anzahl von Journalisten, und ein erfolgreiches Hobbyteam hat er auch schon
Mainz 05 hat einen japanischen Twitter-Account. Und dieser hat 26.800 Follower. Das sind 200 Personen mehr, als bei internationalen Spielen ins Mainzer Stadion reindürfen. Viel versteht man nicht, unter , wenn man des Japanischen nicht mächtig ist, aber man begreift durch die geposteten Fotos doch ziemlich schnell, worum es hier geht: um den Mainzer Stürmer Shinji Okazaki. Okazaki in Aktion auf dem Platz, Okazaki im Interview mit drei japanischen Reportern, Okazaki jubelnd.
Laut 05-Manager Christian Heidel ist der 28-Jährige in seiner Heimat ein Volksheld, seit er in Mainz durchgestartet ist. Mit acht Treffern teilt er sich den zweiten Platz der Torjägerliste mit Robben und Choupo-Moting. Mainz 05 hat nach den Bayern die höchste TV-Quote in Japan. Und das, obwohl sich die Rheinhessen nach sieben sieglosen Spielen in Folge in den Abstiegskampf geschraubt haben. Dabei waren die Mainzer am Samstag eigentlich überlegen, in der Partie gegen den VfB Stuttgart, wo Okazaki von 2011 bis 2013 ziemlich glücklos spielte. Sie gingen durch ein wunderschönes Freistoßtor von Johannes Geiß in Führung. Okazaki war nicht ganz unbeteiligt, denn er behinderte die Sicht des Stuttgarter Torwarts Sven Ulreich.
Wegen des späteren Stuttgarter Treffers haben die Mainzer nun jedoch ein dickes Problem: Mit 17 Punkten trennen sie nur drei Punkte von einem Abstiegsplatz. Aber sie haben auch einen japanischen Superstar, der sie aus der Krise schießen könnte. Okazaki hat erst kürzlich den ersten japanischen Bundesligaspieler Yasuhiko Okudera als erfolgreichsten japanischen Torschützen der Bundesliga abgelöst. Zehn Spieler aus Japan werden zurzeit in der Bundesliga eingesetzt, und vor allem Okazaki sieht sich auch als Role Model: „Ich glaube, wenn ich gut spiele, können die Spieler in Japan vielleicht das Gefühl bekommen, dass sie es auch schaffen können. Das gibt ihnen Mut.“ Dass japanische Nachwuchsfußballer nicht mitbekommen, wie gut Okazaki spielt, ist ausgeschlossen. Nicht nur wegen des Twitter-Accounts . In Japan gibt es mehrere täglich erscheinende Sportzeitungen mit Auflagen von zum Teil über einer Million; dem Auslandsprofi werden umfangreiche Artikel gewidmet. Die Japaner sind verrückt nach Fußball sowie nach Baseball, Sumoringen und Eiskunstlaufen. Kein Wunder also, dass Okazaki jüngst in Mainz einen multikulturellen Fußballverein gegründet hat, besonders für Japaner in Rheinhessen. In der C-Klasse besiegte Okazakis Hobbyklub Basara Mainz zuletzt Willy Wacker Hechtsheim mit 6:0. Von Basara könnten sich die 05er vor den Begegnungen in Köln und gegen die Bayern ein Scheibchen abschneiden. Zumal Basara Mainz nach einem bekannten japanischen Manga benannt ist, in dem ziemlich dolle gekämpft wird. JUTTA HEESS