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PRESS-SCHLAGKölner Kufenteam haifidel

■ Durch die 3:4-Niederlage der DEG beim Kölschen Haifisch bleibt die Eishockey-Meisterschaft spannend

Die ungläubigen Skeptiker hatten es ja schon vorher gewußt: Die Düsseldorfer EG wird das dritte Finalspiel beim Kölner EC brav verlieren, weil sie dann ein weiteres lukratives Heimspiel am morgigen Sonntag mit fast einer halben Million Mark Einnahme hat. Und weil es außerdem einfach unschicklich und unhöflich dem eigenen Publikum gegenüber wäre, an irgendeinem späten Donnerstagabend in einer fernen Eishockey-Provinzstadt wie Köln den Meistertitel zu erobern. Da müssen gefälligst alle dabei sein, damit die Altbier-Feier so richtig losgehen kann.

Jedenfalls verlor die DEG das Spiel mit 3:4 (1:2, 2:2, 0:0), und es steht nach Siegen nur noch 2:1. Aber wer Köln-Fan ist und an das Gute, das Sportliche im Hockey- Busineß glaubt, wird davon überzeugt sein, daß alles mit rechten Dingen zugegangen ist und die Kölner Haie wirklich die Besseren waren, weil sie sich endlich einmal wieder kampflustig, wildentschlossen und siegesgewiß um das Schwarzgummi balgten.

Die Haie plantschten haifidel über das gefrorene Wasser. Beide hatten, um ein sportliches Duell zu demonstrieren, immerhin nichts unversucht gelassen — wenn auch mit unterschiedlichen Mitteln. Der Kölner Lichtwart drehte kurz vor Spielbeginn schwups das Flutlicht aus, als der ungeliebte DEG-Stürmerstar Hegen gerade noch ein schnelles Fernsehinterview gab: Die Aufnahmen waren verpatzt im Düsterlicht.

Und DEG-Trainer Hans Zach beorderte acht Sekunden vor der Sirene seinen Torwart vom Eis, um mit einem Stürmer mehr noch den Ausgleich zu schaffen. Nichts Besonderes? Zum Ende des ersten Drittels ist das schon ein ungewohntes Risiko. Aber so richtig wollten auch die Kölner Hai- Freunde auf den Stehrängen nicht an einen Erfolg glauben. Als über Stadionlautsprecher das Lied angestimmt wurde, in dem davon die Rede ist, der oh-so-wunderschöne KEC möge ewig Deutscher Meister sein, bemerkte ein sprachlich begaber Besucher messerscharf, daß vor dem Meister-Sein erst einmal das Meister-Werden stünde.

Ausgerechnet Tom Thornbury, jener kürzlich noch in dieser Zeitung wegen besonders dummer Rüpelhaftigkeit gescholtene Kanada- Hai, hatte die Chance dazu offengelassen. Sein Glücksschuß, vorbei an Freund und Gegner, 18 Sekunden vor Ende des zweiten Drittels, hatte das Spiel entschieden. Dreimal hatte die DEG zuvor recht locker einen Rückstand ausgeglichen, ein viertes Mal gelang das nicht, weil Kölns Torwart Joseph Heiss, alternierend „Beppi“ oder „Peppi“ gerufen, diesmal nicht wie ein Deppi hielt.

Ausgerechnet Hitzkopf Thornbury, der in den Minuten vor seinem Treffer wieder mehrfach wild um sich geschlagen und gestochert hatte, auf daß er insgesamt neun Strafminuten lang in die Abkühlbox mußte. Aber auch — das zeigten die Hockey-Haie in Perfektion — kann man bei eigener Unterzahl fünf Minuten am Stück kein Tor zulassen, den Gegner damit psychisch zermürben; mit vier gegen fünf selbst ein tolles Kontertor fabrizieren und dann zeigen, wie es gemacht wird: Strafzeit für die DEG, Überzahlspiel, Bully, ein Rückpaß, ein krachender Schlagschuß, und das Netz beult sich noch gerade mal drei Sekunden.

Der Hai ist ein arg hanebüchen verschlafenes Raubtier: wehe, wenn er einmal Blut geleckt. Gern greift er aus dem Hinterhalt an, etwa nach einem schier aussichtslosen 0:2-Rückstand. Oder sind die Skeptiker eigentlich doch die Realisten? Bernd Müllender

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