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PRESS-SCHLAGDie graue Maus und der schwarze Mann

■ Schiedsrichter-Betreuung in der Fußball-Bundesliga

Wenn ein Bundesliga-Schiedsrichter dazu verdonnert wird, ein Heimspiel des VfL Bochum zu pfeifen, tut er gut daran, sich ein Freßpaket einzupacken. Kein Wunder, daß die ewige graue Maus der Liga aus dem Tabellenkeller nicht rauskommt. Schlappe 4.000 Mark jährlich für die „Betreuung“ der schwarzen Männer, das kann ja nichts werden. Bei diesem geringen Etat „müssen sich die drei Unparteiischen wohl jeden Samstag mit einer Currywurst mit Pommes zufriedengeben“, höhnt 'dpa‘, als Zugabe bekommen sie einen Bierkrug aus dem Jahre 1989. Wahrscheinlich gebraucht.

Ganz anders der 1. FC Nürnberg, dessen Anstrengungen, ein wenig an der Neutralität der Schiedsrichter zu kratzen, jüngst ans Licht kamen. Stolze 134.000 Mark jährlich hatte der „Club“ — zusätzlich zu den obligatorischen 40.000 DM, die jeder Verein für An- und Abreise, Unterkunft und Spesen an den DFB abführen muß — für die Referees übrig, einsame Bundesliga-Spitze. Eine Reise nach Nürnberg muß für die Mitglieder der vielgescholtenen schwarzen Zunft wie ein Ausflug ins Schlaraffenland gewesen sein: erstklassige Unterkunft, „fürstliche Bewirtung“ (DFB-Chefankläger Kindermann) und ein paar Fitneßgeräte aus dem Sportgeschäft der Frau des Nürnberger Schiedsrichter-Obmanns scheinen obligatorisch gewesen zu sein. Sogar bei Auswärtsspielen gab es Geschenke.

Die goldenen Zeiten im Frankenland sind nun jedoch vorbei. Der Ex-Schatzmeister deckte die Sache auf, Hans Kindermann hat sich bereits auf die Fährte gesetzt und wird im neuen Jahr das Ergebnis seiner Ermittlungen präsentieren.

In anderen Städten müssen sich die Schiedsrichter in der Regel mit solch nutzlosen Dingen wie Wimpeln, Anstecknadeln oder Zinntellern als Grundausstattung bescheiden, wenn sie Glück haben, gibt es aber noch ein paar nette Präsente dazu. Die berüchtigte, vielbeschworene Uhr, die so gern den italienischen Vereinen in die Schuhe geschoben wird, gibt es beispielsweise bei Schalke 04. Bayer Leverkusen verwöhnt seine pfeifenden Gäste nicht etwa mit Kopfschmerztabletten, sondern legt offenbar Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild. Die Schiedsrichter dürfen einen Fön oder Rasierapparat mit heimnehmen. Der VfB Stuttgart bevorzugt seine Schiris elegant gekleidet und beehrt sie mit Schals und Krawatten. Wenn sie großes Glück haben, springt sogar noch ein Ausflug auf den Fernsehturm oder den Weihnachtsmarkt heraus.

Den zweithöchsten Etat für Schiedsrichter-Verwöhnung nach den Nürnbergern hat der Karlsruher SC mit 31.000 Mark. Daß man auch mit bescheidenen Mitteln Deutscher Meister werden kann, beweist der 1. FC Kaiserslautern. Die Pfälzer wenden gerade mal 6.000 Mark für die Betreuung der Schwarzkittel auf, verfügen aber dafür über einen Schiedsrichter-Obmann, der einen leibhaftigen Schiedsrichter zum Sohn hat: Rudi Merk. Der geht nach dem Spiel mit den Besuchern essen, und wenn sie mit dem Auto anreisen, kriegen sie sinnigerweise noch drei Flaschen Pfälzer Wein mit auf den Weg. Nicht gerade opulent, aber dafür hat der FCK ja auch seinen Betzenberg, wo die Schiedsrichter schnell sehr kleinlaut werden und ihre Pfiffe traditionell so plazieren, wie es den Gastgebern genehm ist.

Im Bochumer Ruhrstadion ist an so etwas nicht zu denken, und wenn sich Präsident Wüst nicht schleunigst dazu durchringt, den gastierenden Schiris wenigstens die eine oder andere Tafel Schokolade zuzustecken, dürfte am Abstieg kein Weg mehr vorbeiführen. Matti

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