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PORTRÄTDer konservativen Sache treu ergeben

■ Jugoslawiens Verteidigungsminister General Veljko Kadijevic: Planer und Befehlshaber des Krieges gegen Kroatien

Letzte Woche, nachdem das kollektive Staatspräsidium auseinandergebrochen war, wurde General Veljko Kadijevic unumstrittener Oberbefehlshaber der Armee. Zusammen mit dem Chef des Generalstabs, General Blagoje Adzic, und dem Chef der militärischen Gegenspionage, General Marko Negovanovic, plant Kadijevic die militärische Strategie der „Jugoslawischen Volksarmee“. Für den Vorwurf, er habe einen Putsch durchgeführt, spricht, daß er letzte Woche zusammen mit Adzic, Admiral Stane Brovet und mit dem serbischen Block im Staatsprädium den Kriegszustand verkündete; Kadijevic erschien im Fernsehen und erklärte, es gebe einen Krieg zwischen der jugoslawischen Armee und der kroatischen Regierung. Ziel der Operationen sei die „Zerstörung der faschistischen kroatischen Macht“.

Veljko Kadijevic wurde am 21. November 1925 im Dorf Glavina an der kroatischen Küste geboren. Seine Mutter war Kroatin, sein Vater Serbe. Er selbst bezeichnete sich immer als Jugoslawe. Im Januar 1941 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Jugoslawiens, der er bis heute die Treue hielt. 1943 trat er den Partisanen bei und wurde mit 19 Jahren Major. Nach dem Krieg diente er als Politkommissar, wurde in Belgrad weiter ausgebildet und auch auf die Militärakademie von West Point in den USA geschickt, um militärische Taktik zu studieren. Zurück in Jugoslawien war er an der Militärakademie für ideologischen Fragen zuständig und wurde in den siebziger Jahren Vizechef des Generalstabs. Seine Hauptaufgabe galt dem nicht unerheblichen militärisch-industriellen Komplex in Jugoslawien und der technische Modernisierung der Armee.

Kadijevic war es, der Import und Export militärischen Materials kontrollierte — auch in Krisengebiete der dritten Welt. Und er war der Vater eines modernen jugoslawischen Kampfflugzeuges, das allerdings nie gebaut wurde. Während der Reformdiskussionen in den siebziger Jahren schlug er sich auf seiten der Konservativen. Er galt fortan als orthodoxer Offizier, der dem kommunistischen Staat treu ergeben war. 1985 wurde er Vizeverteidigungsminister, außerdem Mitglied des „Militärischen Rats“, eines verdeckten Organs des Militärs, das die politische und soziale Situation zu analysieren hatte und vermittels des Zentralkomitees der Partei großen Einfluß auf die politischen Entscheidungen im Lande hatte. 1988 wurde er Verteidigungsminister.

Vom ersten Tag an zeigte sich Kadijevic unzufrieden mit der Machtstruktur im Lande. Stets war ihm das kollektive Staatspräsidum ein Dorn im Auge, er wollte einen starken Präsidenten. Er trat für eine politische Rolle der Armee ein, um die „sozialistische Ordnung und die Macht der Arbeiterklasse“ zu sichern. Obwohl mehrmals dazu aufgefordert, stellte sich Kadijevic gegen einen direkten Militärputsch, weil er die Armee für unzureichend ausgerüstet hielt. Statt dessen verfolgte er die Strategie, Kroatien und Slowenien mit militärischer Intervention zu drohen, um die Unabhängigkeitserklärungen zu verhindern.

Als Slowenien am 26. Juni dennoch seine Unabhängigkeit erklärte, verließ Kadijevic die Sitzung der Bundesregierung und gab an, die Streitkräfte hätten von der Bundesregierung den Befehl erhalten, Slowenien anzugreifen. Ein ungewöhnlicher Vorgang, ist doch das Staatspräsidium und nicht die Regierung Befehlshaber der Armee. Der Ministerpräsident stritt denn auch später diese Version ab. Er, Markovic, habe niemals für den Angriff mit Panzern und Flugzeugen votiert.

Kadijevic seinerseits wurde durch den Widerstand in Slowenien überrascht. So beschloß er, die Armee aus dem Land zurückzuziehen, in Kroatien jedoch nicht den gleichen Fehler zu begehen. Als sich die kroatische Regierung den Bedingungen des Waffenstillstandes widersetzte, forderte Kadijevic die bedingungslose Offensive. Inzwischen war er eine enge Verbindung mit der serbischen Regierung eingegangen. Die Übereinkunft sieht so aus: Serbien verzichtet auf die Gründung eigener Streitkräfte, akzeptiert aber die verbliebene Armee als serbische Armee. Serbien muß ab jetzt auch für die 500.000 Offiziere, Mannschaften und Pensionäre aufkommen. Im Gegenzug will Kadijevic dafür sorgen, daß Serbien fast drei Viertel des ehemaligen jugoslawischen Staates kontrollieren kann. Ervin Hladnik-Milharcic

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