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Archiv-Artikel

PETER PHILIPP ÜBER DIE SCHLIESSUNG DER US-BOTSCHAFTEN Ängstliche Supermacht

Terroristen können ihr Ziel auch – und vielleicht sogar wirkungsvoller als mit Bomben – erreichen, indem sie ihren Gegner zu Handlungen zwingen, die dieser bisher für undenkbar gehalten hätte: So tief sich der 11. September auch ins Gemüt der Amerikaner eingebrannt hat, so wenig entsprach es bisher dem Verhalten einer Supermacht, wegen eines abgefangenen Anschlagsbefehls des Al-Qaida-Führers Aiman al-Sawahiri gleich reihenweise US-Botschaften in muslimischen Ländern zu schließen.

Natürlich will man sich in Washington vor dem Vorwurf schützen, das Leben der eigenen Bürger leichtfertig aufs Spiel gesetzt zu haben. Aber ist es mit einer vorübergehenden Schließung von Botschaften denn getan? Und ist die Gefahr in einer Woche gebannt oder in einem Monat?

Das „Normale“ wäre gewesen, Reisewarnungen für besonders gefährdete Länder auszugeben. Aber Botschaften schließen und Diplomaten ausfliegen? Das geschieht höchstens im Kriegsfall oder bei tiefen Zerwürfnissen mit dem Gastland.

Äußerst unüblich ist es auch, detaillierte Informationen über den Hintergrund der ergriffenen Maßnahmen zu veröffentlichen. Wenig überzeugt dabei das Argument, man habe der Gegenseite zeigen wollen, dass man sie kontrolliert – als wisse diese das nicht längst, besonders seit der Tötung Osama Bin Ladens vor zwei Jahren.

Auf die Idee allerdings, das Ganze könnte nur eine Inszenierung sein, um die Notwendigkeit der weltweiten Bespitzelung durch die NSA zu unterstreichen – darauf ist man selbst in der brodelnden amerikanischen Gerüchteküche noch nicht gekommen. Ein solches Ablenkungsmanöver wäre in jeder Hinsicht zu aufwendig und aus amerikanischer Sicht zudem überflüssig: In den USA ist nämlich gerade – im Gegensatz zu Deutschland – kein Wahlkampf.