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Archiv-Artikel

PETE DOHERTY Bierkämpfe

Doherty kämpft mit dem Gleichgewicht

Pete Dohertys Fans trinken Bier. Natürlich tun sie das. Einen lässigen Pete-Verschnitt kann man sich nur schlecht mit buntem Longdrink in der Hand vorstellen. Berliner Briten wäre vielleicht eine passende Bezeichnung. Mit Röhrenjeans, Lederjacke und Pete-Doherty-Hut stehen und gucken sie herum, mit einem Hauch Blues im Blick.

Die Bar im Kesselhaus der Kulturbrauerei ist überfüllt. 20 Mann hinter dem Tresen kommen kaum mit den Bestellungen nach. Ein Bier zu bestellen ist eine komplexe Prozedur. Aus Sicherheitsgründen werden bei Konzerten keine Flaschen ausgegeben, stattdessen Hartplastikbecher. Ein Typ neben mir möchte für vier Becher das Pfand zurück, scheitert aber daran, dass er nicht alle dazugehörigen Pfandchips vorweisen kann. „Gib mir einfach den blöden Euro!“ Bei mir geht das schnell. Ich schaue nett und bekomme prompt ein Bier vor die Nase gestellt. Dennoch platziere ich mich sicherheitshalber in der Nähe der Bar.

Der Künstler selbst bekommt vom Geschehen nicht viel mit. Pete kämpft mit seinen tränenden Augen und dem Gleichgewicht. Auf der Bühne bewegt er sich in einer Welt aus Sehnsucht, Schmerz und tanzenden Matrosenmädchen. Mit Ballettschritten tippeln sie brav um ihn herum. Neben mir flirtet eine wahrscheinlich Minderjährige einen jungen Kolumbianer an, mit einem gespielten britischen Akzent. Die Augenzeugen lachen oder schämen sich. Als der Kolumbianer flüchtet, ist der Nächste dran. Das Mädchen schwankt umher, mit Pete im Gleichschritt. Vielleicht ein Bier zu viel.

Als ein Kollege von Pete, sicher ein guter Kumpel, ein selbst geschriebenes Gedicht vorliest, gehe ich. Zum Abschied kippt mir ein junger Mann mit Pete-Doherty-Hut sein Bier über die Schulter. Ich freue mich über die Taufe, fühle mich erfrischt. Heiß ist es hier ja auch. LILIAN GRUNDLER