■ Nachgefragt: PDS-Bremen steht, auch zu Gysi
Am Wochenende gründeten die rund 100 PDS-Mitglieder aus Bremen und Niedersachsen einen gemeinsamen Landesverband. Die Bremerin Heidi Knake-Werner ist Mitarbeiterin der PDS-Bundestagsfraktion.
taz: Was ist los in der PDS, seitdem Gysi unter Stasi-Verdacht steht?
Heidi Knake-Werner: Erstmal herrscht in der Partei natürlich riesige Betroffenheit. Das mischt sich mit totaler Wut und Empörung, weil jetzt auch dort angefangen wird zu wühlen — denn Gysi galt ja nun wirklich immer als absolut unbeschriebenes Blatt in der Frage. Ich persönlich bin überzeugt, daß jemand wie Gysi als exponierter Anwalt in der DDR unter SED-Regierung natürlich immer ein interessantes Objekt für die Staatssicherheit war.
Die wichtigen Akten wurden MfS vernichtet. Wenn Gysi nun doch...?
Ich glaube nicht, daß er Mitarbeiter des MfS war. Weil ich glaube, daß die sich das nicht erlaubt haben. Sie haben sich Leute wie Gysi als saubere und integre Anwälte geleistet. Davon bin ich überzeugt, obwohl man inzwischen ja ständig damit konfrontiert ist, daß alles, was man sich nicht vorstellen kann, dann doch irgendwo eintritt.
Was wird der Bundesvorstand denn tun, wird er Gysi zur Rede stellen?
Eine erste Erklärung zu Gysis Integrität hat der Bundesvorstand ja schon abgegeben und von der Gauck-Behörde lückenlose Aufklärung gefordert. Mehr kann er nicht machen. Ich denke, daß dies wieder eine gezielte Kampagne ist, die Partei kaputtzukriegen, nachdem es über die Enteignung, über die Vermögens- und Geldfragen und Treuhand-Machenschaften versucht worden ist. Wenn man die Partei im Herzen treffen will, dann muß man Gregor Gysi in den Strudel der MfS-Entlarvung hineinziehen. Und selbst wenn der Fall aufgeklärt würde, bliebe doch etwas hängen. Das ist das Problem. Fragen: Birgitt Rambalski
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