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Archiv-Artikel

PASCAL BEUCKER ÜBER MERKELS ROLLE BEI DER LÖSUNG VON MINSK Willy Brandt lässt grüßen

Wie fragil die Vereinbarungen sind, zeigt sich daran, dass sie nicht gemeinsam präsentiert wurden

Die Einigung von Minsk beschert Angela Merkel in Deutschland einen Zuspruch, wie er größer kaum sein könnte. Sogar führende Linksparteipolitiker wollen „mal gemeinsam auf die Kanzlerin stolz sein“. Die Christdemokratin habe dafür gesorgt, dass die Falken diesseits und jenseits des Atlantiks in die Schranken gewiesen wurden. Eine allzu optimistische Sichtweise angesichts dessen, was in Minsk erreicht werden konnte.

Es muss sich erst zeigen, was die neuen Verabredungen taugen. Sind sie tatsächlich der Auftakt für den herbeigesehnten Friedensprozess in der Ukraine? Oder handelt es sich nur um einen Scheinkompromiss, der zwar das Scheitern des Gipfels verhinderte, aber letztlich nicht das Papier wert ist? Wie fragil die getroffenen Vereinbarungen sind, zeigt sich schon daran, dass sie nicht von allen vier beteiligten Staats- und Regierungschefs gemeinsam präsentiert wurden. Es ist nicht nur Merkels nüchterner Art geschuldet, dass sie allzu hohe Erwartungen dämpft und lieber nur von einem Hoffnungsschimmer spricht.

Trotzdem: Es ist das große Verdienst ihrer Politik der Deeskalation, dass die Menschen in der Ostukraine überhaupt darauf hoffen können, dass bald die Waffen schweigen. Merkel habe lange „das Kohl’sche Aussitzen perfektioniert“, hieß es vor nicht allzu langer Zeit auch in der taz. Mit ihrem Engagement hat sie bewiesen, dass sie auch anders kann. Ihr unverdrossenes Setzen auf eine politische Lösung verdient Anerkennung.

Gleichwohl: Neue Gewaltausbrüche können alles rasch zunichtemachen. Dann bliebe die diplomatische Initiative von Merkel und Hollande eine belanglose Episode. Falls sie aber Erfolg hat, wird man sich vielleicht einmal mit einer Hochachtung an Angela Merkel erinnern, wie sie dem Entspannungskanzler Willy Brandt bis heute entgegengebracht wird.

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