PANCAKES, FRENCH TOAST UND POACHED EGGS IM BAUCH SIND BESSER ALS HOBBIT IM KINO UND PHIL COLLINS AUF DEM DANCEFLOOR : Macht mehr Apple Pie!
VON TIM CASPAR BOEHME
Essen ist ja nicht nur wichtig, weil es bestimmte Körperfunktionen erhalten hilft, es erfüllt auch eine soziale Aufgabe. Zusammen an einem Tisch sitzen und essen gilt manchen als bedeutender als der Nährwert der Speisen, die da vor einem auf dem Teller liegen. In diesem Sinne begann das Wochenende mit einem Neujahrsfrühstückstreffen in einem Diner, das vor kurzem um die Ecke vom Helmholtzplatz eröffnet hat.
Für alle Freunde der nordamerikanischen Frühstücksküche – oder für Anwohner, die sich mal einen Kurzurlaub von der Biokost zu Hause gönnen wollen – rundet das „Nalu“ (Hawaiianisch für „Freundlichkeit“) das kulinarische Angebot in Prenzlauer Berg sinnvoll ab. Von den Pancakes bis zum French Toast erfüllt die Speisekarte alle Erwartungen an kalorien- und kohlenhydratreiche Kost, wer mag, kann sich sogar „poached eggs“ (verlorene oder pochierte Eier) zubereiten lassen.
Die aufgeräumt-nüchterne Atmosphäre ist genauso, wie man es von einem Diner erwartet: ein beinahe neutraler Hintergrund, der sich für fast jede Art von Gespräch eignet. Betrieben wird der Laden von James Kroll, Bassist der Indie-Band Chokebore. Gespielt wurden an diesem Samstagvormittag fast ausschließlich Songs der Beatles, was aber allgemein wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Nur schade, dass die Apple Pies schon alle aufgegessen waren.
Um den Zuckerhaushalt des Tages zumindest symbolisch stabil zu halten, gab es am Abend noch den „Hobbit“. Nach ausführlicher Abwägung von Nutzen und Risiken der verschiedenen optischen Formate – lieber 2-D, 3-D oder gar HDR-3-D? – entschieden wir uns am Ende für die 2-D-Variante. Wie die vielen freien Sitze im Saal vermuten ließen, gehörten wir damit zu einer konservativen Minderheit. Aber wer weiß, was drei Stunden Geflimmer mit erhöhter Bildrate für Spätfolgen verursachen können.
Der Film selbst hinterließ ähnlich ambivalente Gefühle wie zuvor „Der Herr der Ringe“. Toll, was Peter Jackson an Farbenwucht auf der Leinwand vorbeiwirbeln lässt, Martin Freeman macht seine Sache als Bilbo Beutlin ziemlich perfekt, aber ein paar Handlungsstreckungen und Effekte weniger wären gut gewesen. Und eine Revolution des Erzählkinos, wie sie im Feuilleton mitunter beschworen wurde, habe ich beim besten Willen nicht erlebt.
Zum Ausklang ging es sonntags in den FluxBau. Die Macher von FluxFM, die ihren Radiosender im selben Gebäude an der Spree betreiben, betrachten die gastronomische Erweiterung ihres Programms als „Vereinsheim der Kreativszene“. Unter der Woche dienen die großzügigen Räumlichkeiten mit fantastischem Blick auf die O2 World als Café, am Wochenende auch als Restaurant. An diesem Nachmittag wurde Geburtstag gefeiert. Pierre Türkowski beging die achte Ausgabe seiner „Pierreversion“ im Stil eines Kinderfests mit großem Kuchentisch, Luftballons und Girlanden. Dass einzelne Besucher kegelförmige Partyhütchen trugen, verlieh dem Ganzen die lockere Anmutung einer Betriebsfeier, passend dazu spielte der DJ im Untergeschoss einen Remix von Phil Collins’ „In the Air Tonight“. Als ich deswegen die Flucht ergreifen wollte, erschien ein Kollege und verwickelte mich in ein Gespräch. Dann wurde die Musik besser.