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Ostslawonien oder Krieg

■ Nach gescheiterten Gesprächen neues Ultimatum Kroatiens an die Serben

Zagreb (AFP/rtr) – Der kroatische Präsident Franjo Tudjman hat den Serben gestern erneut ein Ultimatum für die Rückgabe Ostslawoniens an Kroatien gestellt. Wenn dies nicht bis zum 30. November geschehen sei, gebe es Krieg, sagte Tudjman vor Journalisten in Zagreb, als er seine Stimme für die Parlamentswahlen abgab.

Die ursprünglich für Samstag geplanten Gespräche zwischen Kroatien und Vertretern der Serben über die Zukunft Ostslawoniens waren geplatzt – auch die kroatischen Vertreter hatten sich nicht mehr an den Verhandlungsort Osijek bemüht, nachdem die Serben ihre Teilnahme abgesagt hatten.

Die Serben hatten das von internationalen Vermittlern vorbereitete Abkommen über eine Rückkehr Ostslawoniens unter kroatische Kontrolle abgelehnt. Der Verhandlungsführer der ostslawonischen Serben, Milan Milanovic, sagte, das Abkommen enthalte „inakzeptable“ Bestimmungen. Aus Kreisen der Vereinten Nationen verlautete, beide Seiten hätten am Freitag nachmittag den endgültigen Entwufe für das Friedensabkommen erhalten. Die Serben hätten sich jedoch noch Zeit ausbedungen, um es zu studieren. Nach Angaben eines Diplomaten in Zagreb stimmen sie im Prinzip einer Wiedereingliederung Ostslawoniens in den kroatischen Staatsverband zu. Sie forderten aber eine Übergangsperiode – und das sei wiederum für die kroatische Regierung nicht akzeptabel.

Am Freitag abend hatte Tudjman zum Abschluß des kroatischen Wahlkampfes noch einmal bekräftigt, Ostslawonien „auf die eine oder andere Weise zu befreien“. Ostslawonien ist die letzte von Serben kontrollierte Region in Kroatien, nachdem in militärischen Offensiven im Mai und August Westslawonien und die Krajina zurückerobert worden waren. Der Popularitätsschub des erfolgreichen Feldherrn Tudjman hatte diesen dazu bewogen, die Neuwahlen schon auf den gestrigen Termin vorzuziehen.

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