Ostermärsche : Ritual oder Notwendigkeit
Früher wusste der wackere Ostermarschierer, wofür er auf die Straße geht. Gegen Nachrüstung, Reagan und Bush, Cruise Missiles und – im DKP-fernen Flügel – gegen sowjetische Hochrüstung. Doch wogegen nach dem Ende des Kalten Krieges noch mit heißem Herzen protestieren? Bundeswehr in Afghanistan – immer verdammenswert, doch wie lautet die genaue Alternative für die Region? Nahostkonflikt – schwieriges Thema zwischen dem Existenzrecht Israels und dem der Palästinenser.
Kommentar von Marco Carini
Obama? Seine Forderung nach Atomwaffen-Abrüstung unbedingt unterstützen, aber sein Afghanistan-Engagement genauso unbedingt ablehnen. Die Welt ist komplexer geworden und die Gefahr, auf dem Ostermarsch neben Demonstranten zu marschieren, mit denen man ums Verrecken nicht einer Meinung sein möchte, größer.
Und wenn da eine „Friedensstadt Hamburg“ ausgerufen wird – was heißt das genau? Die Nummer mit den „atomwaffenfreien Zonen“ in den 80er Jahren war da doch irgendwie konkreter.
Doch gerade das allgemeine friedenspolitische Desinteresse zeigt: Die Tradition der Ostermärsche ist auch nach 49 Jahren eminent wichtig. Nicht zuletzt als Gelegenheit, sich der eigenen Position in einer unübersichtlichen friedenspolitischen Gemengelage bewusst zu werden.
Bericht SEITE 22