: „Optimismus ist das Opium der Menschheit...
...Ein gesunder Geist riecht nach Dummheit. Es lebe Trotzki!“ schrieb der junge Student Ludvik seiner Freundin 1949 aus dem Ferienlager. Was er mit dem abgewandelten Marx -Worten genau sagen wollte, war ihm gar nicht so klar. Nur irgendwie provokant, intellektuell und nonkonformistisch sollte es klingen, um der Geliebten zu imponieren. „Der Scherz“ kostete ihn Jahre seines Lebens. Für die wachsamen Zensoren des Stalinismus roch die Postkarte nach Subversion. Ludvik erhielt ein Parteiausschlußverfahren, flog aus der Uni und wurde in ein Arbeitslager verbannt. Als er Anfang der sechziger Jahre in seine Heimat zurückkehrt, sinnt er auf Rache an seinem einstigen Studienfreund Pavel, der ihn damals demonstrativ an den Pranger stellen ließ. Mit einem akribisch ausgetüftelten Plan will er den verhaßten Denunzianten ebenso demütigen, wie dieser es seinerzeit mit ihm getan hat. Doch die Zeiten haben sich geändert, der Stalinist Pavel hat sich den Liberalisierungstendenzen im Ostblock chamäliongleich angepaßt, und seine Frau, der Ludvik bei dem individuellen Racheakt eine Schlüsselrolle zugedacht hat, reagiert anders als erwartet.
Der tschechische Regisseur Jaromir Jires produzierte seinen Film „Der Scherz“ in den Zeiten des Prager Frühlings nach dem gleichnamigen Roman von Milan Kundera. (22.50 Uhr, DFF 2)
Foto: DFF
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