piwik no script img

Oppositioneller vor FreilassungHungerstreik in Kuba erfolgreich

Die Regierung will den Oppositionellen Jorge Vázquez Chaviano aus der Haft entlassen. Das Ausland sendet Glückwünsche an die Hungerstreikenden.

Yadira Rodriguez (l.) und Fermin Zamora stoßen mit Kamillentee auf das Ende ihres Hungertreiks an. Bild: dpa

BERLIN taz | Nach acht Tagen haben die 26 kubanischen Dissidenten um Marta Beatriz Roque und Jorge Luis García Pérez, bekannter als „Antúnez“, ihren Hungerstreik beendet, mit dem sie die Freilassung des Oppositionellen Jorge Vázquez Chaviano erreichen wollten.

Zwar wartet seine Frau María del Carmen Hernández Martínez noch darauf, dass ihr Mann tatsächlich freigelassen wird – aber genau das war ihr am Dienstag von den Behörden versprochen worden, daraufhin brachen die Dissidenten den Hungerstreik ab.

Vázquez Chaviano hätte eigentlich schon am 9. September nach der Verbüßung einer Haftstrafe auf freien Fuß gesetzt werden müssen. Doch die Behörden hatten den Oppositionellen eben nicht aus der Haftanstalt in der Provinz Villa Clara entlassen, wogegen insgesamt 26 Oppositionelle mit ihrem Hungerstreik protestiert hatten.

Die Wortführer warfen den Behörden Willkür vor – und auch gestern ließ die „umgehende Freilassung“, die der Familie von Jorge Vázquez Chaviano zugesichert wurde, noch auf sich warten. An den Glückwünschen aus dem Ausland änderte das nichts. In Brüssel und in Washington war man froh, dass der Hungerstreik ohne Opfer ausgegangen war.

Aus Protest zu Tode gehungert

Zwei Tote hat es in den letzten 26 Monaten in kubanischen Gefängnissen gegeben. Im Februar 2010 verstarb Orlando Zapata Tamayo nach mehr als achtzig Tagen ohne Nahrungsaufnahme und im Januar 2012 Wilmar Villar. Beide waren laut der Opposition politische Gefangene und hatten sich aus Protest gegen ihre Verhaftung zu Tode gehungert. Die Regierung bestreitet das. Sie äußerte sich auch jetzt weder zum Hungerstreik der 26 Oppositionellen noch zur angekündigten Freilassung von Jorge Vázquez Chaviano.

Die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Neelie Kroes, gratulierte der 67-jährigen Marta Beatriz Roque via Twitter, und auch in den USA gab es Beifall für den erfolgreichen Hungerstreik. Da wertete der republikanische Abgeordnete aus dem Repräsentantenhaus David Rivera die anstehende Freilassung von Jorge Vázquez Chaviano als „moralischen Sieg“.

Als den will auch Marta Beatriz Roque den bislang größten gemeinsamen Hungerstreik von Oppositionellen gewertet wissen. Jetzt muss Vázquez Chaviano nur noch wirklich freikommen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • A
    @Anna

    Der Versuch, eine Diktatur wie die kubanische mit Unwissen zu verharmlosen, ist einfach nur peinlich. Die letzte Wahl zum EU-Parlament fand im Juni 2009 statt (im Gegensatz dazu hat Raul Castro sein Amt vom Bruder geerbt). Offensichtlich hast du an der Wahl nicht teilgenommen, da du nicht weißt, dass es eine gab. Du nimmst nicht am demokratischen Prozess teil und regst dich hinterher über die Ergebnisse auf. Lächerlich!

  • A
    Anna

    Wesentlich dramatischer als dieser Vorfall:

    In Chile hungern seit 26 Tagen verhaftete Maputsche (Ureinwohner Argentiniens), ihnen wurde ihr Land weggenommen und weil sie es gewagt haben, sich zu beschweren als Terroristen verhaftet. Hunderte Demonstrieren, die hungernden sind körperlich am Ende, leider keine Nachricht dazu in der Taz.

    Hier zu lesen: http://www.telesurtv.net/articulos/2012/09/21/protestan-contra-pinera-por-libertad-de-mapuches-chilenos-en-huelga-de-hambre-1691.html

    Nach welchen Kriterien werden Nachrichten eigentlich ausgewählt? Mir scheint bei manchen Ländern wird nach negativem gesucht und bei manchen Ländern wird negatives unterschlagen. Wenn man nämlich selbst mal recherchiert, stellt man fest, dass die Welt noch viel schlimmer ist, und das nicht wegen angeblicher "Schurkenstaaten" sondern wegen uns und unserem Konsum.

  • A
    Anna

    In Deutschland werden Protestierenden die Augen ausgeschossen (30.9.2010 in Stuttgart) oder niedergeknüppelt und Hungerstreikende werden kaum in den Medien erwähnt (Protest der Milchbäuerinnen in Berlin vor einiger Zeit). Bei uns werden Protestierende regelmäßig als Penner oder Chaoten dargestellt, und viele glauben das hier dann sogar. Find ich persönlich schlimmer als was so aus Kuba berichtet wird. Gesetze werden im EU-Parlament gemacht, von Leuten, die nie vom Volk gewählt wurden, Gesetze, die die Mehrheit nicht will, und nur wenigen nutzt (Argrarpolitik, Pharmagesetze, Bankenpolitik). Das ist eine sich anschleichende Diktatur!

  • V
    valeria

    DAVID RIVERA ist ein U.S. Congress-Abgeordneter der Republican Party, und vertritt die in Miami konzentrierten politisch aktiven Exil-Kubaner, die weisse Oberschicht welche nach 1959 von Kuba nach Miami evakuierte und dort von der CIA in das Finanz-und Inmobiliengeschaeft "hineinfinanziert" wurde, oder aktiv als CIA Agenten in Lateinamerika eingesetzt wurden. Damals landeten U.S. Militaerfluege und CIA Flugzeuge ohne Zollinspektion auf U.S. Air Force Bases. Das erklaert warum diese exilkubanischen CIA Piloten alle als Multimillionaere im Luxus lebem. Nach 1980 kamen Kubaner aus der Lumpenschicht nach Miami - welche heute in der Krise meist arbeitslos vegetieren. Im internet kann man ueber die vielseitigen politischen und juristischen Verwicklungen des DAVID RIVERA REPRESENTATIVE MIAMI lesen.