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Operation im Bundestag

Bonn (ap) -Mit einer „Herzoperation“ am Bundesadler im alten Plenarsaal des Bundestages begann am Donnerstag in Bonn die Demontage des baufälligen Gebäudes. Auf Empfehlung von Bundestagspräsident Philipp Jenninger (CDU) hatte zuerst die „Substanzsicherung“ mit dem Ziel eingesetzt, soviel typische Dinge wie möglich an historischer Stätte zu retten. Dazu gehören Uhren, Bänke, sowie Dekorationsstücke von der Stirnwand des Plenums. Seit Gründung der Republik hatten im Plenarsaal Spitzenpolitiker wie Konrad Adenauer, Kurt Schumacher, Erich Ollenhauer und Thomas Dehler gesprochen. Als rettungswertes Stück Nummer 1 gilt der monumentale Bundesadler. Bauwerker schnitten ihm die Brustpartie auf. „Wir suchen das Innenleben“, sagten sie. Hinter der teils mit Blattgold belegten Oberfläche sieht es betrüblich aus: die Aufhängevorrichtung ist stark verrostet. Grünes Licht für den Abriß konnte Bundestagspräsident Jenninger erst nach überstandener Auseinandersetzung mit Ministerien und Behörden des SPD– regierten Bundeslandes Nordrhein–Westfalen und dem Landeskonservator geben. In langen und zähen Verhandlungen mit Behörden wurde schließlich das Abrißverbot aufgehoben. Jenninger war bei seiner Forderung auch von Abgeordneten der SPD und der FDP unterstüzt worden. Souvenirjäger haben keine Chance, etwas vom alten Plenarsaal zu ergattern. Was gut und brauchbar scheint, wird vorerst an sicherem Ort eingelagert. Bausteine, rostige Eisentäger und Gipsverkleidungen landen auf der Halde.

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