: Opec läßt die Quellen sprudeln
■ Ölkartell läßt Fördermenge unverändert / Ölpreis sinkt
Genf (AP) – Die Ölquellen in den zwölf Staaten der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) werden weiterhin kräftig sprudeln und den Ölpreis weiter nach unten schwemmen. Nach zweitägigen Beratungen in Genf sind die Ölminister am Samstag mit dem Beschluß auseinandergegangen, die gegenwärtige offizielle Höchstfördermenge bis zum Jahresende unverändert hoch zu lassen. Die Obergrenze liegt derzeit bei 24,5 Millionen Barrel (zu je 159 Liter) pro Tag. Üblicherweise wird diese Grenze jedoch überschritten.
Auf dem Weltmarkt herrscht Ölschwemme. Der Ölpreis ist derzeit etwa so niedrig wie seit fünf Jahren nicht mehr. Das offizielle Wunschziel der Opec wären 21 Dollar pro Barrel, jedoch liegt die derzeitige Preisempfehlung der Organisation um sieben Dollar niedriger.
Verlautbarungen zufolge war von einigen Opec-Mitgliedern eine Verringerung der erlaubten Fördermenge um vier bis sechs Prozent im zweiten Quartal vorgeschlagen worden. Dies, so hieß es, wurde jedoch vor allem vom größten Ölproduzenten der Welt, Saudi-Arabien, abgelehnt, weil das Land dringend seine Einnahmen aus dem Verkauf des schwarzen Goldes steigern will (s. oben).
Den Ölministern lag ein Bericht von Mitarbeitern der Opec vor, in dem die Sorge geäußert wurde, daß der Ölpreis unter zehn Dollar pro Barrel fallen könnte, wenn keine Verringerung der Förderung beschlossen werden sollte: Der Ölpreis werde nur dann wieder anziehen, wenn die Opec-Förderung um über eine Million Barrel pro Tag verringert werde. Die Organisation überschreitet zur Zeit die selbstgesetzte Höchstgrenze von 24,5 Millionen Barrel pro Tag um etwa 300.000 Barrel.
Teilnehmer berichteten, Saudi- Arabien sei nicht bereit gewesen, seine Förderung von derzeit acht Millionen Barrel pro Tag herunterzufahren. Der iranische Ölminister Golamresa Agasadeh kritisierte Saudi-Arabien deshalb und sprach von einem unglücklichen Ausgang der Konferenz.
Die Organisation rief nicht zu ihr gehörende Ölländer auf, ihre Förderung für den Rest des Jahres ebenfalls auf dem derzeitigen Niveau zu belassen. Einige der Nichtmitglieder, darunter Oman, Rußland, Ägypten und Malaysia, hatten angeboten, ihre Förderung geringfügig zu drosseln, wenn die Opec dasselbe täte. Großbritannien und Norwegen, die für den größten Teil der Ölschwemme verantwortlich gemacht werden, hatten keine derartige Offerte gemacht. Der Opec gehören außer Saudi-Arabien und dem Iran noch Algerien, Gabun, Indonesien, der Irak, Kuwait, Libyen, Nigeria, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Venezuela an.
Unklar ist noch, wie die Opec auf einen Wiedereintritt des Irak in den Markt reagieren will. Seit der Golfkrise im August 1990 unterliegt das Land einem Exportembargo; die derzeitigen Exporte des Irak schätzen Branchendienste aber bereits wieder auf einige hunderttausend Barrel.
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