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■ Olympias Sieger: Der Mann, gegen den Elvis blaß aussiehtIlja Kulik (hängt er etwa bald an der Flasche?)

Gegen ihn hätte selbst ein Elvis Stojko ohne Leistenbeschwerden an diesem Abend wohl keine Chance gehabt: Ilja Kulik, bekennender Moskauer, lief in einem gelb-schwarz gemusterten Lurchkostüm nicht nur wackelfrei, sondern stand auch zwei vierfache Rotationen (Toeloop), zwei dreifache Axel und den Rest des Sprungrepertoires (Salchow, Flip, Rittberger, Lutz) astrein.

Sein olympisches Gold ist über jeden Zweifel erhaben. Todd Eldredge – trotz schöner Frisur ausgeglitten; Philippe Candeloro – nett, fehlerfrei, aber ohne Vierfachen, reichte aber für Bronze; Alexej Jagudin – zu oft gestolpert, traurig; Elvis Stojko – verletzt,

Auf Wiedersehen in Salt Lake City: Kulik Foto: AP

aber männlich-tapfer die viereinhalb Minuten der Kür durchlaufend, doch ohne die Leistung seines Konkurrenten Kulik, deshalb nur Silber.

Der Wettbewerb war leider spannungslos. Was haben die anderen Männer (?) schon auszurichten gegen einen Eiskunstläufer wie Kulik, der das Gold unbedingt wollte und wußte, daß er es schaffen könnte? 20 Jahre ist der Bursche erst, seit drei Jahren trainiert er bei der Medaillenschinderin Tatjana Tarasowa, die in den US-Staat Massachussetts auswanderte, um dort eine Eislaufschule zu unterhalten.

Kulik wird wissen, daß am Olympiagold viel „Schicksal“ (ARD- Kommentator Daniel Weiss) hängt. Seine Kollegin Oksana Bajul, vor vier Jahren Siegerin bei den Frauen, wollte ihr Gold für eine Glamourkarriere in den USA nutzen – und empfahl sich am Ende doch nur für einen Platz in einer TrinkerInnenheilanstalt.

Der Läufer mit dem Gesicht, das gewiß jeden Pädosexuellen auf spontanste Art unruhig macht, hat nicht verlauten lassen, ob er noch bis zu den nächsten Spielen 2002 weitermacht. In tiefer Sorge um seine Gesundheit möchte man ihm zurufen: Auf Wiedersehen in Salt Lake City. JaF

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