Olympia: Dabei sein ist alles

Der Senat wird sich am Dienstag wohl für eine Bewerbung um die Spiele aussprechen. Obwohl sich SPD und CDU gerade für mehr Bürgerbeteiligung starkmachen.

Wollen die Berliner, dass hier irgendwann wieder Olympiateilnehmer ihre Runden drehen? Bild: dpa

Für den rot-schwarzen Senat hat das olympische Motto offenbar große Bedeutung. Auf seiner Sitzung am heutigen Dienstag wird sich die Landesregierung mit einer Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 beschäftigen, wie Senatskreise der taz bestätigten. Es gilt als sicher, dass sie sich dafür aussprechen wird.

Mögliche Olympische Spiele in Berlin sind vor allem für den bislang glücklos agierenden Innen- und Sportsenator Frank Henkel (CDU) eine Herzensangelegenheit. Er hatte wenige Tage nach der Niederlage des Senats beim Volksentscheid über die Zukunft des Tempelhofer Felds das Thema wieder auf die politische Agenda gesetzt. Was allein aus Zeitgründen notwendig war: Damit es zu einer Bewerbung kommen kann, muss Berlin bis Ende August ein Schreiben des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit 13 Fragen beantworten, unter anderem die nach der Unterstützung für die Ausrichtung der Wettbewerbe in Parlament und Bevölkerung.

Allerdings ist Henkels Vorstoß genau deswegen heikel: Aus Angst vor weiteren Schlappen bei Großprojekten diskutieren derzeit alle Parteien im Abgeordnetenhaus darüber, wie die Bürger intensiver in politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden können. Der Innensenator selbst hatte Anfang Juni betont: „Wer Olympia will, muss sich eines breiten gesellschaftlichen Bündnisses sicher sein.“ Sprich: Gegen die Berliner gibt es keine Spiele. In München war eine Bewerbung für die Winterspiele 2022 am Bürgerwillen gescheitert.

Für Rot-Schwarz in Berlin bedeutet das: „Wir müssen für Akzeptanz sorgen“, so Wowereit vergangene Woche. Wie das geschehen könnte, lässt sich an den Ergebnissen der CDU-Fraktionsklausur vom Wochenende erkennen, bei der auch die Olympischen Spiele Thema waren. „Wir wollen den Menschen vermitteln, dass es eben nicht nur um Betonburgen geht“, sagte Fraktionssprecher Michael Thiedemann am Montag der taz. Berlin sei bereits gut aufgestellt für eine Ausrichtung, viele Sportanlagen seien vorhanden. Und falls sie saniert und modernisiert werden müssten, käme das anschließend dem Breiten- und Leistungssport der Stadt zugute. Die „Nachhaltigkeitseffekte“ müssen betont werden, so Thiedemann. Auch das Messegelände, heißt es aus Senatskreisen, könnte in die Planungen einbezogen werden.

Offen ist indes weiterhin, wie die Bürger in die Überlegungen von Anfang an „klug einbezogen“ werden. Dies hatte CDU-Fraktionschef Florian Graf am Freitag versichert. Unklar ist auch, wie der Senat dem DOSB klarmachen will, dass sowohl Bevölkerung als auch Parlament eine Bewerbung unterstützen. Bisher habe es keinerlei überparteiliche Gespräche zu dem Thema gegeben, kritisiert die grüne Fraktionschefin Antje Kapek. Die letzte Sitzung des Abgeordnetenhauses vor der Sommerpause ist aber bereits Ende nächster Woche. Die große Akzeptanz für die Spiele in der Bevölkerung leitet der Senat offenbar allein aus der großen Begeisterung der Berliner für die Fußball-WM 2006 und die Leichtathletik-WM 2009 in der Stadt ab.

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