Oldenburger Basketballer triumphieren: Basketballer beenden Leidenszeit

Die EWE Baskets Oldenburg gewinnen das Final-Four-Turnier um den Basketball-Pokal. Vor drei Wochen steckte der Verein noch tief in der Krise.

OLDENBURG taz | Manchmal muss es eben schnell gehen: Der letzte Ball war erst Sekunden vorher durch die Luft geflogen, da verteilten die Mitarbeiter der EWE Baskets Oldenburg schon die gelb-blauen Shirts mit dem Schriftzug „Wir sind Pokalsieger“ an ihre Spieler. Vermutlich ist es so leichter, das Unerklärliche zu glauben. Denn für so gut wie alle Experten hatte der Sieger schließlich vorher fast festgestanden: Bundesliga-Tabellenführer Brose Baskets Bamberg.Die Manschaft gewann am Freitag noch 86:65 gegen Alba Berlin, aber verlor das Finale 70:72 (34:34).

Die Baskets Oldenburg, am Wochenende Gastgeber des Top-Four-Pokalturniers, hatten erst vor drei Wochen, auf dem Höhepunkt ihrer schwersten Krise seit Jahren, Cheftrainer Sebastian Machowski entlassen. Unter Nachfolger Mladen Drijencic, zuvor Coach der zweiten Mannschaft, wurden die Resultate zwar besser, aber noch am Samstag im Halbfinale gegen Bonn schien die Leidenszeit beim Tabellensiebten der Liga lange nicht vorbei. 35:43 lag Oldenburg zur Pause hinten vor den 6.000 Zuschauern, aber danach fanden nur noch 35 Prozent der Bonner Würfe den Weg in den Korb. 77:71 stand es am Ende für Oldenburg, Ergebnis einer Abwehrschlacht.

Drijencic‘ Stimme wurde immer heiserer in den zwei Tagen. Aber sie erreichte sein Team, das leidenschaftlich kämpfte, die Gegner in der Defensive aufrieb und sich auch von einer unterirdischen Drei-Punkte-Quote von sieben Prozent gegen Bonn nicht aus dem Abwehr-Konzept bringen ließ. Vor allem gab Drijencic Spielern Mut, die selbst von eigenen Anhängern schon fast abgeschrieben waren.

Casper Ware zum Beispiel. Der Aufbauspieler, erst seit November im Team, durfte gegen Bonn und Bamberg auch mal Pässe ins Nirvana werfen – von Trainer gab es dafür einen aufmunternden Klaps auf den Rücken. Ware dankt es ihm, war in beiden Partien erfolgreichster Oldenburger Werfer 14 Punkte gegen Bonn, 13 gegen Bamberg. Im Finale erkämpfte er sich auf dem Boden krabbelnd den Ball, den Rickey Paulding per Dreier zum 64:59 verwertete. Er sorgte per Einzelleistung für das 71:66, der letzte Korb aus dem Spiel heraus, und war der wertvollste Vorbereiter für Oldenburgs Center Philipp Neumann.

Neumann war der andere Held. Manchmal wirkt er etwas ungelenk. Aber schon gegen Bonn wurde er zum Rebound-König, gegen seinen Ex-Klub Bamberg war der 23-Jährige dann fast an allen entscheidenden Situationen beteiligt. „Wir sind zurück“, sagte er mit feuchten Augen dem live übertragenden ZDF. Der Oldenburger Fanblock feierte Neumann später minutenlang.

Und der Block feierte den Trainer. Drijencic, der 49-Jährige, der noch vor wenigen Wochen in der Dritten Liga, der „Pro B“, an der Seitenlinie stand, hat mit seinen goldrichtigen Personalentscheidungen eine ungeheure Chance genutzt. Noch auf dem Podium schnappte sich Drijencic den Pokal und feierte mit den Zuschauern, unter denen er selber noch vor einem Monat gesessen hatte. Direkt nach dem Spiel erklärte Geschäftsführer Hermann Schüller, dass er seinem Trainer weiter Vertrauen schenkt – und kündigte an, den Vertrag bis zum Ende der kommenden Saison zu verlängern.

Dennoch: Auch nach dem zweitwichtigsten Titelgewinn der Vereinsgeschichte nach der deutschen Meisterschaft 2009 ist für die weitere Entwicklung der Mannschaft das Abschneiden in der Bundesliga entscheidend, in der der zuspitzende Kampf um die acht Playoff-Plätze eine niedersächsische Angelegenheit zu sein scheint. Oldenburg und Göttingen auf den Rängen sieben und acht zittern, Artland Quakenbrück und die Löwen Braunschweig, die gestern Nachmittag noch die Plätze zehn und elf belegten, hoffen noch. Dazwischen ist nur noch Ludwigsburg platziert. Reine Nervensache offenbar.

Oldenburg will seinen Vorsprung bis zum letzten Spiel gegen Bayern München verteidigen. Dann, sagt Neumann, sei ganz viel möglich: „Jetzt sind wir auch gefährlich für die Playoffs.“

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