■ Ohrenfernsehen: Nicht nur Brüller: Küppersbusch auf CD
Was macht eigentlich dieser Friedrich Küppersbusch? Klar, „PRIVATfernsehen“ und für hochwertige Tageszeitungen ab und zu Kolumnen schreiben, aber sonst? Das allein tut's auch nicht. Drum reist Herr Küppersbusch gern durch die Lande und trägt an ausgesuchten Orten aus seinem Buch „Bis hierhin vielen Dank?“ vor. Und weil der Mann nicht überall hin kann, gibt's so einen Leseabend demnächst auf CD.
Der nur bedingt tanzbare, schlicht „Küppersbusch“ betitelte Silberling (ab Mitte April im Handel) versammelt in erster Linie ausgewählte und leicht frisierte Anmoderationen aus fünf Jahren „ZAK“. Schließlich hat der Meister der gedrechselten Pointe wie kein anderer im deutschen Fernsehen die Moderation zu einer eigenständigen Kunstform entwickelt. Unter den 60 Tracks auf der CD finden sich natürlich Klassiker wie der über die sagenhafte Ausstrahlung von Hans Hubert („Wenn Berti Vogts den Mannschaftsbus verpaßt, rufen alle ,Wir haben den Faden verloren!‘“) oder die Kürzestcharakteristik der Steuerreform: „,Mein Theo hat versagt‘ ist auch für Kohl nichts Neues mehr. Der Finanzminister riecht etwas unter den Armen. Geld nämlich, und das will er ihnen nehmen.“
Zwischen diesen 30-Sekunden- Fernsehgebrauchstexten, von denen ohne Fernsehen nicht jeder unbedingt ein Brüller ist, serviert Küppersbusch immer wieder mal Backstageprosa aus dem Redaktionsalltag oder gibt Nachhilfe in Sachen Interviewtechnik. Und in diesen bis zu zehnminütigen Passagen erweist sich der notorische Schnellredner als überraschend launiger Entertainer, der auch ohne Kamera kann.
Last not least finden sich auf dem Tonträger die Kurzfassung der Hymne von „Hamborn 07“, steinalte Hörfunkspots der (nicht verwandt, nicht verschwägert) Hausgerätefirma Küppersbusch („Einen Tusch für Küppersbusch!“) und unverschämt eingängige Melodien von Franz Lambert. Also wenn das mit dem Hörfernsehen jetzt Schule macht, freu' ich mich schon auf die CD mit den besten Moderationen von Harry Wijnvoord aus 180 Jahren „Der Preis ist heiß“. Reinhard Lüke
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