: Ohne Heilsbringer, kein Heil
■ 0:2: HSV verliert erneut in Karlsruhe / Ivanauskas Hauptfigur
Der Rückschlag folgte auf dem Fuße. Nach dem 5:2-Heimsieg gegen Nürnberg von einigen siegesduseligen Fans vorschnell in „Hamburger-Sturm-Verein“ umbenannt, verwandelte sich der HSV binnen 90 Minuten zu dem zurück, was er eigentlich ist: ein durchschnittlicher Sport-Verein mit ebensolcher Fußball-Profi-Abteilung. So verwunderte es nicht, daß die Hamburger ohne Pepp und Ivanauskas im Angriff vor 22 000 Zuschauern im Karlsruher Wildpark-Stadion eine 0:2-Niederlage kassierten.
Allen voran die rund 1000 mitgereisten HSV-Fans wunderten sich, wie die Blau-Weißen phasenweise mehr schlecht als recht über den Platz stolperten. Das lag wohl nicht alleine am verletzten Torjäger Valdas Ivanaukas, dem Mann, obwohl nicht dabei, von dem am meisten die Rede war. Ohne ihren neuen Heilsbringer nützte es dem HSV bei 40 Grad Hitze herzlich wenig, munter anzugreifen. „Wenn man seine Chancen nicht nutzt, kann man nicht punkten“, wußte Trainer Benno Möhlmann zwar nichts Neues zu berichten, traf mit der Übungsleiter-Standard-Aussage jedoch den Nagel auf den Kopf.
Schon nach dreißig Minuten ahnte Möhlmann, wie es enden würde: „Da habe ich schon nicht mehr an ein Tor geglaubt.“ Und Präses Jürgen Hunke sekundierte: „Bei uns fehlt Ivanauskas an allen Ecken.“
Aber nicht nur die Sturmleistung der Hamburger war schwach, sondern die Niederlage war gleichfalls darin begründet, daß der KSC mehr Engagement zeigte. Typisch dafür die desolate Leistung von Libero Michael Kostner, der seinem Spitznamen „Balou, der Bär“ alle Ehre machte. Erst nach vorne rennen, den Ball leichtsinnig vertändeln und dann wie Meister Petz zurücktappern – so macht man es dem Gegner leicht. KSC-Stürmer Eberhard Carl sagte „Danke schön“ und versetzte dem HSV nach einer guten halben Stunde den ersten Schlag.
Auch die zweite Hälfte verlief für die Hamburger bis auf die Schlußphase mehr als deprimierend. Drei Minuten nach Wiederanpfiff war Carl erneut zur Stelle und spätestens da war für die Gäste der Ofen endgültig aus. Trainer Benno Möhlmann lieferte sich zwar noch an der Seitenlinie mit seinem Trainerkollegen Schäfer ein Lauf-Duell auf der Aschenbahn, aber seinen Jungs war des Trainers Treiben kein Signal.
Präsident Hunke nahm das 0:2 nicht weiter tragisch: „Hauptsache wir schießen gegen Schalke 04 wieder Tore.“ Dessen Worte in Weicherts oder Bärons Ohren, Herr Ivanauskas weiß ja schon, wie es geht. Harald Bleier
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