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Offensive gescheitert

■ Die tschetschenischen Kämpfer haben sich aus der Hauptstadt zurückgezogen

Grosny (AFP) – Die tschetschenischen Unabhängigkeitskämpfer haben ihre Offensive zur Rückeroberung der Hauptstadt Grosny nach Einschätzung der russischen Armee eingestellt. Die meisten Rebellen zogen sich den russischen Angaben zufolge bis gestern mittag aus der tschetschenischen Hauptstadt zurück.

Bei den am Mittwoch begonnenen Gefechten mit der russischen Armee gab es zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung. Ein Vertreter der von Rußland eingesetzten Regierung sprach von 100 getöteten Zivilisten. Mindestens 60 Menschen wurden bei den Kämpfen verletzt. Die Opferzahl könnte noch wesentlich höher liegen, weil wegen der Gefechte nicht alle Verletzten in das einzige funktionierende Krankenhaus im Stadtzentrum gebracht werden konnten.

Es gebe nur noch vereinzelte Schußwechsel, sagte ein Armeevertreter der russischen Nachrichtenagentur Interfax. „Einige Kämpfer haben die Stadt verlassen, andere haben ihre Waffen versteckt und sind in ihre Häuser zurückgekehrt.“ Auch ein Sprecher der von Rußland eingesetzten Regierung erklärte, die Rebellen hätten sich bis Sonntag mittag größtenteils aus dem Stadtgebiet zurückgezogen. In einigen Stadtteilen befänden sich jedoch noch Heckenschützen. Das Feuer in einer Raffinerie im Norden der Stadt war nach Angaben von Interfax am Sonntag unter Kontrolle. Ein Mitarbeiter des russischen Innenministeriums teilte Interfax mit, 38 russische Soldaten seien getötet und 126 weitere verletzt worden.

Nach Angaben des einzigen noch funktionsfähigen Krankenhauses der Stadt wurden 60 verletzte Zivilisten eingeliefert. Das Personal arbeitete dort seit Mittwoch rund um die Uhr. „Wir haben nicht genug Blut für Transfusionen, und gestern haben wir bei Kerzenlicht operiert“, sagte ein Arzt. Ein elfjähriger Junge starb auf dem Operationstisch. Eine 21jährige schwangere Frau, die am Donnerstag angeschossen worden war, verblutete im Krankenhaus.

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